Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

164 Kurfürst Johann Georg J. 
Aber freilich beging er einen Fehler damit, daß er mit doctri- 
närer Zähigkeit an einer an sich richtigen Idee festhielt, von 
deren praktischer Unausführbarkeit er sich nunmehr hinreichend 
überzeugt haben mußte. Eben die gänzliche Unfähigkeit des 
Kurfürsten, die Größe seiner Aufgabe zu begreifen, verlängerte 
den jammervollen Krieg noch um volle sechszehn Jahre. 
So schnell es der Winter und die Erschöpfung des Heeres 
gestatteten, aber dem Kurfürsten viel zu langsam, brach Bern- 
hard von Weimar, zu dem nun auch Hofkirchen stieß, von 
Grimma zur Verfolgung des Feindes auf; nachdem er 21. No- 
vember 1. December Chemnitz genommen, das schwer gebrand- 
schatzte Freiberg aber von den Kaiserlichen freiwillig geräumt 
worden war, wandte er sich zur Belagerung von Zwickau, statt 
nach des Kurfürsten und Arnims Wunsch in Böhmen einzu- 
dringen. Wie gering sein Vertrauen zu diesen war, zeigte sein 
Unmuth über die Zurückziehung der sächsischen Regimenter, ob- 
gleich dieselbe, weil sie anderwärts gebraucht wurden, gerecht- 
fertigt war. Vor allem mußte der Kanzler Oxenstierna, der 
seit des Königs Tode die schwedischen Angelegenheiten leitete, 
mit Kursachsen ins Klare zu kommen suchen. Er reiste deshalb 
persönlich nach Dresden und stellte dem Kurfürsten drei Vor- 
schläge zur Wahl: Bund aller evangelischen Stände unter 
Schwedens Leitung, Errichtung eines oberdeutschen Bundes 
unter schwedischer, eines niederdeutschen unter sächsischer Direction 
oder endlich, wenn sich die Protestanten allein stark genug 
fühlten, Abzug der Schweden nach billiger Satisfaction. Aber 
wie hätte Johann Georg, der sich dem Könige nur mit Wi- 
derstreben untergeordnet hatte, von einem einfachen schwedischen 
Edelmann sich Vorschriften machen lassen sollen! Von vorn 
herein stand ihm das Eine fest, daß den Schweden die Direction 
der Evangelischen nicht länger gelassen werden dürfe. Den 
ersten und dritten Weg verwarf er schlechthin, wegen des zweiten 
erklärte er, sich erst mit Brandenburg besprechen zu müssen; 
er dachte wiederum an Berufung eines allgemeinen Convents 
der Evangelischen nach Art des leipziger. Allein seine Lang- 
samkeit hielt nicht Schritt mit der klugen Energie des Kanzlers,
	        
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