Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

166 Kurfürst Johann Georg I. 
doppelt gefährlich war, da Wallenstein jetzt mit überlegenen 
Streitkräften in Schlesien erschien. Statt sich aber derselben 
zu bedienen, bot er plötzlich einen vierzehntägigen Waffenstillstand 
an; „beide Armeen möchten die Waffen conjunctis viribus ohne 
Nespekt einiger Person wider dieselben, so sich unterfangen 
würden den statum imperüi noch weiter zu turbiren und die 
Freiheit der Religion zu hemmen, gebrauchen“. Zwar vorsichtig, 
aber aus Rücksicht auf den verwahrlosten Zustand seines Heeres 
doch gern, nahm Arnim den Stillstand an, 28. Mai/7. Juni. 
Er drang in den Kurfürsten, mit dem er, zu Chmelen bei 
Ortrand, auch eine mündliche Besprechung hatte, diese Zeit der 
Ruhe zu benutzen, um das Heer in kriegstüchtigen Stand zu 
setzen; „wo solches nicht geschehen möchte, wollte er die Armee 
nehmen, vor Dresden damit rücken, sie stehen lassen und davon 
gehen“, und wirklich forderte er in seinem Unmuthe seine Ent- 
lassung so ernstlich, daß der Kurfürst schon mit Herzog Wilhelm 
von Weimar wegen Uebernahme des Oberbefehls unterhandelte. 
Auf die Verhandlung mit Wallenstein aber ernstlich einzugehen 
zeigten der Kurfürst und seine Räthe, da sie alle Hoffnung auf 
die dänische Vermittlung und den breslauer Convent setzten, 
der freilich gar nicht zu Stande kam, so wenig Neigung, daß 
dieser die Verlängerung des Waffenstillstandes durch unamehm- 
bare Forderungen unmöglich machte 1). Zum zweitenmale ließ 
nun Wallenstein Holke über das Ergzgebirge in Sachsen ein- 
brechen, der 12./22. Angust Leipzig nahm, brandschatzte und 
plünderte, aber auf dem Rückwege bei Adorf von der Pest 
weggerafft wurde, er selbst unternahm die Belagerung von 
Schweidnitz, bis Arnim, der sich durch die nach langen Ver- 
handlungen endlich abgeschlossene Conjunction mit der Stadt 
Breslau und den Herzögen von Brieg, Liegnitz und Ols ge- 
stärkt hatte (9. August) 2), es entsetzte, erneuerte aber dann 
12./22. August zur Wiederaufnahme der Verhandlungen den 
1) Helbig, Wallenstein und Arnim, S. 16 ff. 
2) Die feurige Rede Arnims, den man seiner Rednergabe wie seiner 
enthaltsamen Lebensweise wegen den lutherischen Capuziner naunte, an 
die Stände zu Breslau s. bei Förster III, 45 ff.
	        
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