Friedensverhandlungen zu Leitmeritz und Pirna. 171
raubte die unglückliche Schlacht bei Nördlingen, die auch den
frankfurter Convent auseinandertrieb und Baner zur Räumung
Böhmens zwang, dem Kurfürsten den letzten Rest von Stand-
haftigkeit. Am 14./24. November wurde der Friedensentwurf
mit den Anderungen, die noch Landgraf Georg zu mehrer
Sicherung der Protestanten daran erreicht hatte, unterzeichnet,
zu dessen Vollziehung die Gesandten den 8. März in Prag
wieder zusammentreffen sollten. Bis zum 25. Februar wurde
den übrigen Reichsständen der Beitritt offen gehalten. Was
die Schlesier betraf, die den Kurfürsten durch ihre Gesandten
auf das dringendste an seine Pflicht sie zu schützen mahnen
ließen, deren Aufnahme in den evangelischen Bund er zu
Frankfurt durch die Erklärung, er werde sich ihrer allein an-
nehmen, hintertrieben hatte, so beruhigte er sich, da der Kaiser
auf der Ausschließung derselben vom Frieden bestand, mit der
leeren Hoffnung, für sie noch bei der Ratification Zugeständnisse
zu erlangen. Daß er aber mit der Annahme des angebotenen
Waffenstillstandes bis zum 28. Februar (zu Lauen) zögerte, be-
nutzten Coloredo und Götz um in das Gebirge einzufallen und
11./21. November bei Zschopan vier sächsische Reiterregimenter
zu zersprengen.
Des soweit vollbrachten Werkes von Herzen froh legte nun
der Kurfürst den pirnaischen Entwurf in Dresden den Räthen
einiger vertrauten Fürsten zur unveränderten Annahme vor,
wies auch das Verlangen des Kurfürsten von Brandenburg,
die einzelnen Friedenspunkte vorher durch die obersächsischen
Kreisstände berathen zu lassen und auch den anderen Kreisen,
sowie Frankreich und Schweden mitzutheilen, mit der Erklärung
zurück, daß es sich einfach um Annahme oder Ablehnung handle.
Auch die kursächsischen Stände gaben, freilich erst nach mancherlei
Bedenken, 20. Februar dem ihnen im geheimen mitgetheilten
Entwurfe ihre eventuelle Genehmigung 1). Wie aber erschrak
der Kurfürst, als der Kaiser statt der mit der größten Be-
stimmtheit erwarteten Ratification des in Pirna vereinbarten
1) Die Verhandlungen bei Gretschel II, 276 ff.