Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Erfolg des prager Friedens. 176 
Von den evaugelischen Reichsstäuden traten zwar die meisten 
dem Frieden bei, auch Brandenburg nach einiger Zögerung, 
aus Furcht, daß sonst Sachsens Ausprüche auf Jülich beim 
Kaiser Unterstützung finden möchten; aber wie des Kurfürsten 
Bemühungen, von letzterem noch nachträglich die Begnadigung 
der oberdeutschen Städte auszuwirken, keinen Erfolg hatten, 
ebensowenig schaffte der Friede die Schweden aus dem Reiche. 
Gereizt schrieb Oxenstierna an Johann Georg, er habe den- 
selben, weil die Krone Schweden darin übergangen worden, 
für ein erdichtetes Concept gehalten, zumal sein König mit 
hazard seiner Krone den Krieg angefangen, vom Kurfürsten 
zum Beistand gerufen worden und sein Leben darüber gelassen. 
Von einer Satisfaction Schwedens wollte aber der Kurfürsft 
durchaus nichts wissen, „da des heiligen römischen Reichs Hoheit, 
Ehr, Stand, Wesen und Würden ganz und gar nicht zuließen, 
daß das Geringste von Land, Leuten oder Gerechtigkeiten zur 
Satisfaction erfolge“", versprach aber sich bestens zu bemühen, 
daß der Krone Schweden ein erträglich Stück Geldes ausgezahlt 
würde, wenn sie Deutschland geräumt hätten, worauf Oxen- 
stierna den Frieden entrüstet verwarf?). 
So machte nunmehr Joham Georg Anstalt, auf Befehl 
des Kaisers die Vollstreckung desselben mit Waffengewalt zu 
erzwingen. Sein Heer, im Ganzen 26000 Mann stark, über 
welche nach Arnims Rücktritt der Schwede Baudiß den Ober- 
befehl übernommen hatte, drängte die Schweden mit leichter 
Mühe aus dem Magdeburgischen und Halberstädtischen hinaus, 
da Baner aus Rücksicht theils auf die noch schwebenden Unter- 
handlungen, theils auf Bernhards von Weimar üble Lage am 
Rhein dem Kurfürsten Anlaß zu Feindseligkeiten zu geben ver- 
mied und in das Lüneburgische zurückvich. Nachdem sich jedoch 
die Brandenburger bei Tangermünde mit seinen Truppen ver- 
einigt hatten, erließ dieser im Vertrauen auf seine nunmehrige 
übermacht in einem Armeebefehl, der sogenannten sächsischen 
Blutordre, 6./16. October, die förmliche Kriegserklärung an 
Schweden. Allein sowohl die schlechte Leitung als auch die 
1) Londorp IV, 487 ff.
	        
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