Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Baners Einbruch in Sachseu. 177 
Wittstock auf sie stürzte und sie nach einem überaus blutigen 
Kampfe aufs Haupt schlug. 6000 Todte, Geschütz und Mu- 
nition, auch des Kurfürsten Gepäck, Kanzlei und Silbergeschirr 
ließen die Fliehenden, da die Knechte auf und davon geritten 
waren, hinter sich 1). Nicht geringer aber als die materiellen 
waren die moralischen Folgen dieser Niederlage, die den Prote- 
sianten wie ein Gottesurtheil über das Judaswerk des prager 
Friedens erschien, und den kaum beschwichtigten Tadel über 
denselben von neuem weckte. Nachdem hierauf Baner Hessen 
von den Kaiserlichen befreit hatte, erschien er zum zweitenmale 
an der Grenze Sachsens und erzwang den Übergang über die 
Saale bei Naumburg. Noch gab er die Hoffnung nicht auf, 
der Kurfürst werde sich einschüchtern lassen und ihm gutwillig 
den Weg nach Böhmen öffnen, denn darin lag eben während 
dieser zweiten Hälfte des Krieges die Bedeutung Sachsens, daß 
es den Riegel bildete, der den Schweden den Weg nach Böhmen 
versperrte. Zum Beweise, daß er gern bereit sei das Land 
zu schonen, forderte sogar Baner aus jedem Kreise Commissarien 
zur Berathschlagung über Verpflegung und Eingquartierung 
seiner Truppen zu sich, aber der Kurfürst verbot bei den här- 
testen Strafen seinen Patenten Folge zu leisten ). Denun eben 
jetzt fand Johann Georg wieder Gelegenheit, auf dem Kur- 
fürstentage, den Ferdinand II., hauptsächlich um die römische 
Königswahl seines Sohnes zu erreichen, September 1636 nach 
Regensburg ausgeschrieben hatte, seine Anhänglichkeit an das 
Kaiserhaus zu bethätigen, obgleich er mit seiner Verwendung 
wegen Ausdehnung der Amnestie und milderer Behandlung 
der Protestanten in den kaiserlichen Erblanden weder bei ihm 
noch bei seinem Nachfolger Ferdinand III. (seit 15. Februar 
1637) irgend welches Gehör fand. Nunmehr bemächtigte sich 
Baner, nachdem er ein sächsisches Corps bei Eilenburg ge- 
schlagen, um des Elbüberganges sicher zu sein, der Festung 
Torgau 5./16. Jannar 1638, wobei zwei gefangene sächsische 
Regimenter sogleich in schwedischen Dienst übertraten, konnte 
1) Khevenhiller XII, 1996 ff. Theatrum Europ. III, 707. 
2) Vogel, Leipziger Annalen, S. 544. 
Böttiger, Gesthichte Sachsens. 2. Aufl. II. 12 
1637 
1638
	        
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