Waffenstillstand zu Kötzschenbroda. 183
wobei Torstenson noch eine ansehnliche Verminderung der Con-
tribution gewährte 1).
Dieser Waffenstillstand, welcher für Sachsen den schlimmsten
Drangsalen des Krieges ein Ende machte, vereitelte auch das
Complot, welches ein schwedischer Oberst Wanke aus Rache,
weil er sich vor sechs Jahren vom Kurfürsten bei Görlitz ca-
pitulationswidrig behandelt glaubte, zur Überrumpelung Dres-
dens und zur Ermordung der ganzen kurfürstlichen Familie
geschmiedet hatte. Schon stand dazu eine Schaar im tharander
Walde bereit, als einer der Verschworenen den Anschlag an
Wrangel, Torstensons Nachfolger, der damals sein Hauptquartier
in Ronneburg hatte, verrieth, worauf Wanke verhaftet und
von einem Kriegsgerichte zum Tode verurtheilt, aber endlich
1650, als in der Amnestie mit einbegriffen, selbst ohne Ent-
schuldigung bei dem Kurfürsten, in Freiheit gesetzt wurde ?).
Sachsens Theilnahme an den seit April 1645 zu Münster
und Osnabrück eröffneten Friedensunterhandlungen bietet das
wenig erfreuliche Bild der Ohnmacht, gepaart mit Mangel
an Einsicht in die realen Verhältnisse. Erst im Jahre 1646
erschienen die Hof= und Appellationsräthe Pistoris und Leuber
als kursächsische Gesandte in Osnabrück 9); kaum, daß sich die
Mittel zur Bestreitung ihrer Sendung hatten aufbringen lassen.
Obgleich daher Sachsen sich noch immer für die erste prote-
stantische Macht im Reiche hielt, so hat es doch, zwischen
Schweden und Osterreich in die Mitte gestellt und von seinen
Glaubensgenossen, die es vorzogen sich an Schweden anzu-
schließen, mit einem durch die Erfahrung gerechtfertigten Miß-
trauen betrachtet, cinen irgend neunenswerthen Einfluß auf die
Unterhandlungen zu Osnabrück nicht geübt. Im Widerspruch
1) Helbig, die sächsisch-schwedischen Verhandlungen zu Kötzschenbroda.
und Eilenburg im Archiv f. sächs. Gesch. V. 264 ff.; ebendas. S. 283
der eilenburger Vertrag; der kötzschenbrodaer Vertrag bei Lünig, Pars
spec. Cont. II, p. 448.
2) Weck, Dresduer Chronik (1679), S. 508 ff.
3) Johann Georgs Rescripte an seine bei den Westphälischen Friedens-
tractaten befindlichen Gesandten in Arndt, Archiv der Sächs. Gesch. II
(1785), S. 47 ff. und 1II (1786), S. 42 ff.