186 Kurfürst Johann Georg J.
wußten und was sie selbst auf täglich über 100000 Thaler
angeschlagen haben.
5. Kursachsen vom westfälischen Frieden bis zum Tode Johann
Georzs I. 1648—1656.
Der Zuwachs an Land, den Sachsen im dreißigjährigen
Kriege gewonnen, erwies sich in Wirklichkeit durch die Art,
wie er gewonnen worden, als eine Einbuße: das vergrößerte
Sachsen nahm eine weniger mächtige Stellung ein als früher
das kleinere. Seine blinde Anhänglichkeit an Osterreich raubte
ihm die Fähigkeit eine selbständige politische Haltung zu be-
haupten und es mußte ruhig geschehen lassen, daß es von
Brandenburg auf der einen, von Baiern auf der andern Seite
mehr und mehr überflügelt wurde. Der wirthschaftliche Ruin
des Landes, das wiederholt sedes bolli gewesen war und sich
bald von den Schweden, bald von den Kaiserlichen feindlich be-
handelt, schließlich unterschiedslos den Plackereien der Heerhaufen
von beiden Parteien, ja selbst der eigenen Truppen erbarmungs-
los preisgegeben sah, kam dem der am schwersten heimgesuchten
Theile des Reiches gleich. Überall zerstörte, menschenleere
Wohnungen, verwüstete, unbestellte Felder. Hungersnoth und
Seuchen, durch widernatürliche Nahrung##mittel gesteigert, rafften
hinweg, was der Krieg übrig gelassen hatte. Bereits im Jahre
1640 behaupteten die Stände, daß die Bevölkerung, die vor
Ausbruch des Kriegs auf fast 3 Millionen geschätzt wurde, sich
um die Hälfte vermindert habe. In Dresden, das verhältniß-
mäßig wenig gelitten hatte, soll nach der Pest von 1631—1634
nur noch der funfzehnte Hauswirth am Leben, in Schmiedeberg
von 400 Ehepaaren zuletzt noch eins übrig gewesen sein. Frei-
berg zählte von 4000 bewehrten Männern nur noch 500, in
Torgau lagen zwei Drittheil der Häuser in Asche, in Schmiede-
berg standen von 600 noch 100, in Chemnitz der vierte
Theil, in Belzig von den früheren 400 noch 4, Witten-
berg hatte nicht nur seine Vorstädte, sondern auch 167
Häuser in der Stadt verloren. Ahnlich stand es um die