Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

192 Kurfürst Johann Georg I. 
Gutmüthigkeit, mit der er einen gestraften Diener vor sich 
bringen, niedersitzen und mit Wein erquicken ließ, hinderte ihn 
nicht, den Amtsschösser von Grünhain, der zu einer Hauptiagd 
nicht alles ordentlich bestellt hatte, mit dem Stocke blutig zu 
schlagen und dann an den Wagen schließen zu lassen 1). Außer- 
dem waren es die Freuden der Tafel, die er im Übermaße 
genoß. Sonst aber rühmt ihm sein Oberhofprediger J. Weller 
nach, daß er nicht nur Wittwen und Waisen sondern unzähligen 
anderen Bedürftigen Wohlthaten erwiesen habe (wobei er wohl 
auch mißbraucht worden sei) und daß er nach der Jagd und 
vor der Tafel immer noch die eingebrachten Suppliken habe 
vortragen und expediren lassen, was oft bis in die Nacht ge- 
dauert 7). Seine zweite Gemahlin, Magdalene Sibylle, Albrechts 
von Preußen Tochter, an Geist ihrem Gatten weit überlegen 
und entschiedene Gegnerin seiner Politik, eine feurige Verehrerin 
Gustav Adolfs, gab ihm neun Kinder, von denen außer den 
vier Prinzen drei Töchter ihn überlebten. Die erste, Sophie 
Eleonore, war an den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt, 
die zweite, Marie Elisabeth, au Herzog Friedrich von Holstein- 
Gottorp, die dritte, Magdalene, an Christian, Kronprinzen 
von Dänemark, und nach dessen Tode an Herzog Friedrich 
1) Hering, Hochland I, 325. 
2) Weller, Kursächsische Ehrenkrone, S. 258. 265. Feuqgulères 
in einem Schreiben an Ludwig XIV. 1633, bei Förster (Wallensteins 
Briese III, 404) urtheilt über ihn: „I’“électeur de Sare passe 
dans Tesprit du commun et au jugement des plus entendus 
pour prince perdu de reputation et de credit pour etre reconnu ge- 
néralement d’'une humeur portée au repos et à ses plaisirs; trop 
adonné au vice partant (partont v) incupable de présider à des allaire#n 
lmportantes à ln pair ou à la guerre“ ete. Etwasz milder Puklon-- 
dorl, De reb. suec. IV, 67: „Sazoni quidem ingenium erat probum 
rectique amans, sed idem flezile et consiliorum cum diffleultate con- 
junctorum non satis capar. Ipse qduoque vergente jam netate vena- 
tionibus ultra modum deditus, voluptatibusque innntritus, eoque 
Fraviorum curarum ac periculorum insolens ac pecunias coacervare 
gaudens, facile belli taeldium concipiebat et ald pacem quacumque 
via anhelabat. Nec deerant, qui variis suspicionibus ipsum elagita- 
rent" etc.
	        
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