Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Juneres 1586—1656. Die Landschast. 198 
Wilhelm von Altenburg (1652) vermählt. Außerdem war er 
patriarchalisch mit 51 Enkeln und 19 Urenkeln gesegnet. 
6. Junere Staats= und Kulturverhältnisse Kursachsens dom Tode 
August I. bis zu dem Johann Georg### I. 1586—1656. 
Wennschon der von Kurfürst August seinem Lande gegebene 
Impuls auch diesen Zeitraum hindurch fortwirkte, wie er ja 
eigentlich bis auf die Gegenwart herab nie erloschen ist, so 
vereinigte sich doch während der ersten sechszig Jahre nach seinem 
Tode eine ganze Reihe verderblicher Ereignisse, unter denen die 
kirchlichen Streitigkeiten und der verheerende Krieg obenanstehen, 
um nicht bloß Sachsens politische Bedeutung nach außen zu 
schmälern, sondern es auch im Innern von der wirthschaftlichen 
Höhe, zu der jener es emporgehoben hatte, wieder herabzu- 
drücken. Es ist eine Zeit des Stillstandes, selbst des Rückganges. 
So zeigen auch die Verfassungsverhältnisse weniger die natur- 
gemäße Entwicklung einer gesunden Volkskraft, als vielmehr die 
Symptome einer beginnenden Lähmung des Staatskörpers in 
seinen edelsten Gliedern. 
Allerdings wußten die Stände oder die Laudschaft, 
deren Bedeutung durch Augusts thätige und wohlgeordnete 
Landesverwaltung eine Zeit lang in den Hintergrund gedrängt 
worden war, nach seinem Tode nicht nur das Verlorene wieder- 
zugewinnen, sondern sogar, und namentlich unter der vormund- 
schaftlichen Regierung des Administrators, ihre Befugunisse 
ansehnlich zu erweitern; zugleich aber entschied sich mehr und 
mehr das libergewicht des Adels auf den Landtagen, welches 
derselbe durch den engeren, aus ungefähr dreißig Personen be- 
stehenden ritterschaftlichen Ausschuß ausübte und im Interesse 
seines Standes auszubeuten nur zu eifrig bestrebt war. Mit 
dem Anfange des 17. Jahrhunderts setzte sich das ausschließliche 
Vorrecht der adeligen Besitzer schriftsässiger Rittergüter fest, 
wenn man auch noch nicht, wie später geschah, zwischen altem 
und neuem Adel einen Unterschied machte. Selbst auf die 
Erziehung des unmündigen Christian II. suchte die Landschaft 
Einfluß zu gewinnen, indem sie sich gegen seine verwittwete 
Vöttiger, Geschichte Sachsens. 7. Aufl. II. 13
	        
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