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200 Inneres 1586—1656.
lichen Besoldungen und Naturallieferungen, die es bezog, ver-
bunden mit dem auch durch die Noth des Kriegs nicht gestörten
verschwenderischen Lebensgenusse, dem sich das Hoflager überließ,
verursachten einen Aufwand, der die verfügbaren Mittel weit
überstieg und, da mehrmalige Versuche Orduung in den Haus-
halt des Hofes zu bringen nichts fruchteten, das Kurhaus
zuletzt in die peinlichste Geldverlegenheit versetzten. Schon seit
1606 machte der Kurfürst bei dem für reich geltenden Freiberg
wiederholt Anleihen in Posten von 1000 Fl. bis zu 15000
Thaler, selbst beim Czaren hielt Johann Georg durch die Ge-
sandten, welche im Jahre 1634 der Herzog von Holstein nach
Mockan schickte, „um eine erkleckliche Summe als etwa 400000
Rubel oder 800000 Thaler“ an, was freilich ohne Erfolg
blieb. Weder die kurfürstliche Wittwe und Gemahlin konn-
ten ihr Ausgesetztes, noch der Kurprinz die ihm bei seiner
Vermählung 1639 erst auf besonderes Ansuchen angewiesenen
20000 Fl. regelmäßig erhalten, eine Bedränguniß, die bei der
tiefen Erschöpfung des Landes auch durch den Frieden keineswegs
sofort beseitigt wurde. Bei der Doppelhochzeit der Prinzen
Christian und Moritz im Jahre 1650, nicht minder bei der
der Prinzessin Magdalene Sibylle im Jahre 1652 fehlte es
am nöthigsten, obgleich aus den Steuergeldern 52000 Thaler
für Hochzeitskosten bezahlt wurden 1).
Für das sächsische Heerwesen bezeichnet die eit vor und
während dem Kriege die Epoche, wo das Bedürfniß zu dem
ersten Versuche, eine allgemeine und dauernde Kriegsverfassung
ins Leben zu rufen, führte, wennschon man von dem Gedanken
au Errichtung eines stehenden Heeres noch weit entfernt blieb.
Es geschah dies durch die im Jahre 1613 mit den Ständen
vereinbarte Defensionsordnung. Die Lehensdienste der Ritter-
schaft berührte dieselbe nur insofern, als diese dadurch geregeltere
Formen erhielt. Die berittene Lehensmannschaft, zusammen
1592 ¾ Ritterpferde, wurde in zwei Regimenter zu sechs
1) Müller, Kurfürst Johann Georg l., seine Familic und sein
Hofs, nach handschriftlichen Quellen dargestellt (Forschungen 2c., 1. Lieferung
1838), S. 85 ff. und Helbig im Archiv f. sächs. Gesch. VI, 295f ff.