Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Städte. Industrie. 209 
quellen bildete, insbesondere. Noch viel schwerer lastete freilich 
die Noth des Krieges auf den Städten, theils unmittelbar, 
theils indem sie die Hauptquellen ihres Wohlstandes verstopfte; 
aber dennoch läßt sich nicht verkennen, daß die Wunden, welche 
derselbe der Gewerbe= und Handelsthätigkeit schlug, in Sachsen 
Dank der auf diesen Gebieten vorgeschrittenen Entwickelung 
des Landes weniger tief gingen und schneller verheilten als an- 
derwärts. Die fleißigen Hüände der um des Glaubens willen 
vertriebenen Protestanten, die in Sachsen einwanderten, kamen 
der Industrie, namentlich der Leinen= und Wollenmampactur 
in den erzgebirgischen Städten, das vom kurfürstlichen Hofe 
gegebene Beispiel der Bevorzugung inländischer Fabrikate vor- 
zugöweise der Tuchfabrikation zu gute; das Färben der Tuche 
mit dem angeblich schädlichen Indigo wurde 1650 im Interesse 
des einheimischen Waids rerboten; alle inländischen Gewebe 
wurden seit 1615 gestempelt, da sie eine niedrigere Abgabe 
zahlten als die ausländischen. Die erzgebirgischen Klöppelspitzen 
fanden steigenden Beifall; doch wurde das Klöppeln, weil es 
der Haus= und Feldarbeit die nöthigen Kräfte entziehe, 1608 
den Männern und zum Dienen tüchtigen Frauenspersonen ver- 
boten, und denen, die sich außerhalb dieser Handtierung nicht 
erhalten könnten, nur gegen eine Abgabe gestattet 1); in Anna- 
berg, wo 1599 die Bandmanurfactur aufgekommen war, ent- 
stand 1649 die Posamentirinnung; die schon damals bedeutende 
suhler Gewehrfabrikation fand gerade durch den Krieg weithin 
Absatz; außerdem erhielt das Erzgebirge für den schon seit 
Augusts Tode fühlbar gewordenen und daun durch den Krieg 
noch vermehrten Rückgang des Bergbaus, dessen Unterstützung 
durch eine Beisteuer die Stände, da das Bergwerk kurfürstliches 
Regal sei, verweigerten, seit 1655 einen theilweisen Ersatz durch 
die Errichtung der Blaufarbenwerke zur Verarbeitung des 
Kobalts, dessen Ausfuhr nun streng verboten wurde, sowie 
durch die Benutzung des zöblitzer Serpentins, nachdem im 
Laufe des 15. Jahrhunderts die Kunst, denselben zu drechseln, 
1) v. Weber, Aus vier Jahrhunderten. Neue Folge (1861) I, 384. 
Böttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II. 14 
1650 
1655
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.