Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Schulen und Univerfttäten. 215 
aus 1). Aber in der Landtagsproposition von 1640 mußte er 
selbst gestehen: „Wir sind nicht wenig sorgfältig und betrübet 
uns von Herzen, daß wir kürzlich erfahren und ausehen müssen, 
wie Kirchen, Universitäten und Schulen, welches doch die rechten 
plantaria und fulera ecclesiae und reipublicae sind, durch 
deren Erhaltung allen regnis und imperiis Glück, Gottes 
Segen und gedeihliches Aufnehmen zuwächset, fast aller Orten 
zu Grunde gehen wollen, dadurch aber anders nicht als mit 
der Zeit eine barbaries und ruchloses Leben in diese Lande ein- 
schleichen dürfte 2)“. Denn während des Krieges zog ein 
großer Theil der Studenten von den Universitäten weg, um 
die Feder mit der Büchse zu vertauschen; den Zurückbleiben- 
den ging in der Verwilderung der Sitten und den Roheiten 
des Pennalismus die Liebe zu den Wissenschaften verloren. 
In Leipzig mußte 1653 der Rector gegen die adeligen Studen-- 
ten einschreiten, die sich sogar reisige Knechte hielten um den 
Pennalismus zu üben, und erst nachdem im folgenden Jahre 
sämmtliche protestantische Fürsten zu Regensburg ein scharfes 
Patent gegen den Pennalismus erlassen hatten, wurde dem 
Unwesen 1656, 1658 und noch 1661 durch ernstliche Befehle, 
unter anderen, daß alle auf beiden Universitäten auwesenden 
Pennäle ihren bis dahin getragenen liederlichen Habit unver- 
züglich ablegen, wie auch die neu angekommenen Studiosi sich 
alsobald ehrbar auskleiden sollten, wirksamer gesteuert. In 
Leipzig galten namentlich die conventicula nationalia „als der 
Pfuhl, daraus solch böses Wesen hergequollen 3), doch fing das 
Nationalitätenwesen bereits an, sich in Folge des sogenannten 
Nationalisirens, welches dem Mangel von Mitgliedern in 
den einzelnen Nationen abhelfen sollte, abzuschwächen. Die 
Verfassung der Universitäten wurde dadurch selbständiger, 
1) „Ihr habt bei Unserer jetzigen Anwesenheit und sonsten nicht ohne 
sonderbares gnädigsics Wohlgefallen verstanden, daß sich bei gegenwärtigem 
allgemcinen zerriltteten Zustand noch cine ziemliche Frcquenz von Siudiosis 
allhier befindet und die meisten dasjenige in Obacht nehmen, wozu sie 
von ihren Obern und Eltern auhero geschickct“"“. Cod. Aug. 1, 975. 
2) Weiße V, 6)9. 
3) Cod. Aug. 1, 934.
	        
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