Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

22 Inneres 1586—1656. 
unter Christian I. und II. und Johann Georg I., besonders 
Johann Nosseni (7 1620) Meister war. Unter Christian II. 
wird ein Feuerwerk auf der Elbe mit schwimmenden Sirenen 
und auf Walfischen reitenden Neptunen erwähnt 1). Diese Lust 
an Darstellungen verschaffte bald auch dramatischen Spielen 
aller Art Eingang bei Hofe. Seitdem die Reformation an 
die Stelle der Misterien die protestantischen Moralitäten, die 
Schul= und Studentenkomödie gesetzt hatte, war die drama- 
tische Poesie eine Zeit lang in die Hände von Predigern und 
Lehrern gefallen. Hos v. Hoênegg übersetzte 1602 des IAgidius 
Hunnius geistliche Komödie von Joseph aus dem Latein; ein 
Candidat der Theologie erhielt 1604 zum Lohn für die Auf- 
führung seiner Esther von der Kurfürstin Sophie das Dia- 
conat zu Colditz, für ein späteres Stück das Pastorat zu 
Hartha ?). Der Dr. theol. Kramer und der Pfarrer Som- 
mer schrieben einen Prinzenraub und der eilenburger Archi- 
diakonus Martin Ninkart, bekannter als Dichter des Liedes 
„Nun danket alle Gott“, den Eislebischen christlichen Nitter 
und den Thomas Münzer. In mehreren Städten trieben 
Handwerker die Schauspielkunst als Nebengeschäft; die freiberger 
Schauspielergilde spielte 1648 in Dresden. Aber bereits seit 
Anfang des 17. Jahrhunderts erscheinen auch am sächsischen 
Hofe Schauspieler von Profession, als die ersten die „englischen 
Komödianten““; Vorläufer derselben waren wohl die „englischen 
Instrumentisten“, welche Christian II. 1586 kommen ließ und 
die „auch im Springen geübt“ waren. Auch Deutsche und 
Italiener wurden als Springer und Tänzer angestellt. Im 
Jahre 1626 kam der Springer Haus Schilling aus Freiberg 
1) Bei einer solchen Elbsahrt entzündele sich das mitgenommene 
Pulver und schlenderte den Herzog Johann Georg ins Wasser: sein 
Retter, ein Bauer, erhielt bloß 10 Thaler Belohnung, weil ein anderer 
unter seinem Namen schon 20 Thaler erhascht hatte. Hasche, Dipl. 
Gesch. v. Dresden III, 98 u. 117. 
2) Über ein im Jahre 1600 von einem Theologen und Magister 
der Phil. zu Torgau aufgeführtes Schauspiel s. Fürstenau a. a. O., 
S. 60 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.