Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Theater. 28 
um ein Patent ein, im ganzen Lande seine Kunst treiben zu 
dürfen, zu der außer dem Komödieagiren auch das Zeigen 
wilder Thiere gehörte, und bereits sein Schwiegersohn, der 
Pickelhäring Lengßfeld, konnte seine Truppe aus lauter Landes- 
kindern bilden. Seitdem aber Martin Opitz die höfischen Fest- 
und Singspiele in Deutschland eingebürgert hatte, kamen neben 
den bisherigen Belustigungen, zu denen auch die Thier-Hetzen 
und Kämpfe gehörten, das allegorische Festsplel, das Schäfer- 
spiel oder die Waldkomödie, Oper und Ballet, Wirthschaften, 
Königreiche und Maskeraden, letztere besonders eine Liebhaberei 
der Kurfürstin Magdalene Sibylle, bei Hofe an die Tages- 
ordnung und wurden von den Herren und Damen des Hofes 
selbst dargestellt. Seitdem zur Vermählungsfeier der Kur- 
prinzessin mit dem Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt 
in Torgau Opitzens Bearbeitung von Rinuccinis Daphne, com- 
ponirt von Schütz, aufgeführt worden war, blieb die Oper ein 
unentbehrlicher Bestandtheil aller Hoffestlichkeiten. Seit 1650 
wurde der Kurprinz die Seele dieses glänzenden Musik= und 
Theaterlebens am Hofe, das er mehr als dem Vater erwünscht 
war dem Besuche der Landescollegien vorzog, wobei ihm be- 
sonders der Hofpoet David Schirmer, aus Pappendorf bei 
Freiberg, in seinen Singspielen und Balleten ein matter Nach- 
ahmer Opitzens, zur Seite stand. Schirmers Singspiel: der 
triumphirende Amor von 1652 und das 1650 bei der Ver- 
mählung der Herzöge Christian und Moritz aufgeführte Ballet 
von dem Paris und der Helena wurden die Muster aller nach- 
maligen deutschen Opernt). Aber doch darf sich Sachsen 
rühmen, den begabtesten Dichter des ganzen 17. Jahrhunderts, 
Paul Flemming, geboren 1609 zu Hartenstein, und den geist- 
lichen Liederdichter Paul Gerhard, geboren 1606 zu Gräfen- 
hainichen, hervorgebracht zu haben. Auch entsprach es der 
Geltung, welche die obersächsische Mundart als Schriftsprache 
erlangt hatte und die sich von den drei Universitäten aus 
immer mehr befestigte, daß von hier bereits 1578 die erste 
1) Fürstenan a. a. O., S. 59 ff.
	        
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