Die Resormation in den Lausitzen. 227
Guben folgte seinem Beispiele. In der Oberlausitz, wo Flücht-
linge aus Georgs des Bärtigen Landen die neue Lehre aus-
breiten halfen, bekannte sich besonders der gebildetere Theil der
Bewohner, der Adel und die Städte zu derselben, während die
wendische Landbevölkerung meist dem alten Glauben treu blieb.
Namentlich unter Melanchthons Einfluß erwachte auch hier das
höhere Schulwesen; 1527 entstand das bautzuer Gymnasium,
1530 wurde die görlitzer Schule umgestaltet; an letzterer zeich-
neten sich Alex. Cuspinian und Valentin Friedland aus Trotzen-
dorf (1 1556) aus, der als armer Bauernjunge mit Ruß auf
Birkenrinde schrieb und sich endlich den Beinamen eines ge-
meinen Lehrers der Lausitz und Schlesiens verdiente; er unter-
richtete nicht bloß die Schüler, sondern auch seine Collegen.
In der Niederlausitz genossen die Schulen zu Guben, Sorau,
Cottbus und die zu Forste, an der die beiden Rublack wirkten,
eines guten Rufs. Die Klöster leerten sich bis auf die zu
Neuenzelle, Marienstern und Marienthal. Da aber die Lau-
sitzen unter der Krone Böhmen standen, nahm hier die prote-
stantische Kirche an der Gestaltung, welche sie in Sachsen erhielt,
nicht Theil; es wurden hier keine Superintendenten eingesetzt,
vielmehr bemächtigten sich die Collatoren ohne Übertragung von
Seiten der Landesregierung der Kirchengewalt und selbst die
Katholiken wurden der Gewalt und dem Abgabenrechte des
Bisthums Meißen dadurch entzogen, daß nach dem libertritte
des Bischofs Johanns IX. Ferdinand die Verwaltung ihrer
geistlichen Angelegenheiten dem Decaue des Kapitels zu Bautzen
übertrug, da dessen Probst Mitglied des evangelisch gewordenen
Domkapitels zu Meißen war.
Aber verhänguißvoll wurde den oberlausitzer Sechsstädten
Ferdinands Unwille über ihre Hinneigung zur Reformation im
schmalkaldischen Kriege. Gleich beim Ausbruch desselben hatte
der König an die Oberlausitzer den Befehl erlassen, dem Kur-
fürsten von Sachsen keinerlei Hilfe zu leisten, vielmehr Truppen
zu werben und demselben das Kloster Dobrilugk wieder zu
entreißen. Aber bei den Fortschritten, welche der Kurfürst
in der Niederlausitz machte, zogen sie es vor, ihre Truppen zur
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