1668
Kurfürst Johann Georg II.
und Dresden wurde dadurch unter Joham Georg II. ein
Hauptpunkt, von dem aus sich der Geschmack an derselben über
Deutschland verbreitete; er war unter den sächsischen Kurfürsten
der erste, der Ausländer, Franzosen und mehr noch Italiener
in bedeutenderer Anzahl an seinen Hof zog. Schon als Kur-
prinz hatte er sich in Venedig einen eigenen Factor gehalten,
um italienische Instrumentisten und Sänger für seine Kapelle
anzuwerben, deren Zahl sich seit seinem Regierungsantritt jo
mehrte, daß der Etat der Kapelle von 6498 Thlr. im Jahre
1663 auf 16820 Thlr. im Jahre 1680 stieg. Noch viel mehr
aber floß Einzelnen von ihnen, besonderen Günstlingen des
Kurfürsten zu, der sie sogar durch Amter und Titel aus-
zeichnete. Dem Castraten Sorlisi erwirkte er beim Kaiser die
Nobilitirung und machte ihn zum Amtshauptmann 1); letzteres
widerfuhr auch noch einem andern. Eine Menge berühmter Künst-
ler strömte nach Dreoden und verließ es fürstlich beschenkt. Im
Jahre 1668 werden zum erstenmale kurfürstliche Schauspieler
oder „Bediendte“ am dresdner Hofe erwähnt, neben denen
auch englische, italienische und französische Banden erscheinen.
Kostspielige Bauten wurden unternommen, z. B. das Comödien-
(Inventions-, haus, eines der ersten festen und ordentlichen
Theater in Deutschland, in welchem hauptsächlich während des
Carnevals und bei festlichen Gelegenheiten schon regelmäßigere
Vorstellungen gegeben wurden, Ball-, Neit= und Schießhäuser
zu Dresden, das Schloß wurde prächtig ausgeschmückt, die
Kunstkammer vermehrt, der Große Garten angelegt, so daß
schon damals Dresden, obgleich zwischen finstere Festungswerke
eingeengt, dem fremden Besucher als die schönste Stadt
1) über jenes Castraten Vermählung mit einer v. Lichtwer entstaud
ein merkwürdiger Streit; der Oberhofprediger Weller und das Ministerium
verboten sie, das leipziger Consistorium hielt sie für statthaft und die
Gutachten von fünf Universitäten warcu getheilter Ansicht. Cudlich wurde
sie gestattet, als Sorlisi sich erbot eine lutherische Kirche zu bauen. 1685
erschien Zunuchi conjugium oder die Kapannenheirath; s. Hasche,
Diplomat. Gesch. v. Dresden III, 233.