Steuerwesen. Reichsvicariat. Rheinische Allianz. 241
muthungen, welche wieder neue Verwilligungen uöthig machten.
Nur mit Widerstreben bewilligte der Kurfürst gegen ein von
der Landschaft gebotenes Aguivalent die Aufhebung der Land-
accise, verweigerte aber trotz des Andringens der Hansastädte
die der Accise auf ausländische Waaren. Die fortdauernde schlechte
Wirthschaft bewog noch 1680 den tüchtigen Kammerdirector
v. Schleinitz und seine Räthe um ihre Entlassung zu bitten, weil
ihnen die Versorgung des kurfürstlichen Hoßhaltes zu schwer falle.
Eine neue Last wurde dem erschöpften Lande durch die
Kosten des Reichsvicariats aufgebürdet, welches der Kurfürst
nach Kaiser Ferdinands III. Tode im Jahre 1657 zu führen
hatte, wobei ihm der Streit über das Vicariat zwischen dem
Pfalzgrafen Karl Ludwig und dem Kurfürsten Ferdinand Maria
von Baiern Gelegenheit gab den alten Groll gegen Kurpfalz
dadurch zu bethätigen, daß er sofort diesen statt jenes als Mit-
vicar anerkannte. Gegen den Wunsch seiner Stände, die guten
Grund hatten den schweren Aufwand zu scheuen, erschien er in
Person und zwar mit einer Pracht wie kein anderer Kurfürst
auf dem Wahlconvent zu Frankfurt. Schon hatten Mazarins
Gesandte Grammont und Lionne die katholischen Kurfürsten
gewonnen, so daß sic diesmal die von Frankreich so oft erstrebte
Verdrängung des Hauses Habsburg vom Kaiserthron durchzu-
setzen hofften; allein die protestantischen Kurfürsten hielten an
dem Erzherzog Leopold fest, für den sich auch Johann Georg,
bierin noch der Politik seines Vaters getren, bereits auf einer
Zusammenkunft mit dem Kurfürsten von Brandenburg zu
Lichtenburg Februar 1658 erklärt hatte, und setzten dessen
Wahl gegen die französischen Ränke durch.
Wenige Wochen jedoch nach Leopolds 1. Wahl brachte
Ludwig XIV. unter dem Namen der rheinischen Allianz jenen
Sonderbund zu Staude, der eine nicht unbedeutende Zahl
deutscher Fürsten dem Protectorate Frankreichs unterwarf.
Johann Georg war diesem Bündnisse fremd geblieben; wie
hätte aber ein so schwacher, durch das Glänzende so leicht zu
bestechender Charakter der magischen Anziehungskraft des frau-
zösischen Autokraten, der damals so viele von Souveränitäts=
Böttiger, Geschichte Sachsens. 2. Uufl. II. 16
1680
1667
1666