1681
256 Kurfürst Johann Georg III.
in richtiger Erkenntniß, daß das System der zeitweiligen Wer-
bungen sich überlebt habe, nach dem Beispiele seines großen
brandenburgischen Nachbars die Hand an die Organisation
eines kriegstüchtigen stehenden Heeres, indem er zum Unterhalt
desselben mit den Stäuden ein Ordinarium von jährlich
700,000 Thalern ohne die Naturallieferungen und außerordent-
lichen Zuschüsse vereinbarte, die geheime Kriegskanzlei als oberste
Militärbehörde einsetzte, das Verhältuiß zwischen Heer und
Einwohnerschaft regelte und endlich für das Heer selbst in
dem 1682 ausgegebenen Etat eine feste Norm schuf. Zum
Neichskriegswesen hatte Kursachsen nach den Bestimmungen von
1681, welche die Stärke des Reichsheeres auf dem Friedens-
fuße zu 40,000 Mann festsetzten, 452 Mann zu Pferd und
925 zu Fuß zu stellen, von denen aber oft das Duplum,
Triplum, sogar das Onintuplum gefordert wurde. Mit Rück-
sicht auf diese von Johann Georg lII. getroffenen Veränderungen
lehnten unn auch die Stände eine Reform des Defensionsweseus
ab, das trotz der großen Opfer, die es von dem Lande fordere,
sich nie bewährt habe. Aber noch viel härter wurde bald der
Druck der Rekrutirung, die, von den Werbern ohne Concurrenz
der Civilbehörden geübt, schließlich zur förmlichen Menschenjagd
ausartete. Die Errichtung einer militärischen Bildungsanstalt
für 60 junge Edellente, zu welcher v. Bose 1687 den Plau
gemacht hattt, unterblieb wegen des Widerspruchs der Stände;
erst Johann Georg IV. errichtete 1692 eine Compagnie adeliger
Kadetten, zu deren Unterhalt die Stände schließlich jährlich
25000 Gulden, jedoch unter der Bedingung, daß nur In-
länder aufgenommen würden, bewilligten.
Die Gelegenheit, die Tüchtigkeit des neuen Heeres zu erproben,
ließ nicht lange auf sich warten. Kursachsens auswärtige Politik
hatte durch Johann Georg III. eine festere Haltung gewonnen,
das Liebäugeln mit Frankreich ein Ende genommen und mag
auch an dem kriegerischen Eifer, den er bewies, seine Ruhm-
sucht nicht ohne wesentlichen Antheil gewesen sein, so besaß er
doch ein warmes Herz für das deutsche Reich und ein offenes
Auge für die Gefahren, die es bedrohten. Unterstützung des