Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1688 
258 Kurfürst Johann Georg III. 
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Frankreich drücke; die Uneinigkeit der Deutschen sei es, welche 
dem Franzosen die Wege baue; man müsse das Außerste eher 
wagen als es unter den härtesten Bedingungen zu einem gleiß- 
nerischen, schindlichen und verderblichen Frieden kommen und 
ohne Noth das fremde Joch sich auflegen lassen“1). 
Diese Regungen nationalen Gemeinsinns zu paralhsiren 
bot Ludwig XIV. seinen ganzen Einfluß bei der Pforte auf, 
um sie zum Angriff auf das Reich zu bewegen. Es war daher 
jedenfalls ein Glück für das Reich, daß durch Friedrich Wil- 
helms Zurückhaltung der Ausbruch eines Krieges mit Frank- 
reich in dem Augenblicke verhindert wurde, wo sich von Osten 
her durch den Einfall der Türken die furchtbarste Gefahr für 
dasselbe erhob. Unter allen Reichsfürsten setzte der Kaiser auf 
keinen größeres Vertrauen, als auf Johann Georg von Sachsen. 
Zwar der von diesem wegen des Türkenkriegs für den 20. August 
1683 nach Leipzig ausgeschriebene obersächsische Kreistag löste 
sich 28. Angust ohne Nesultat auf, weil die herzoglichen Ge- 
sandten wie die kurfürstlichen auf sammtnen Lehnsesseln statt 
auf Lederstühlen zu sitzen verlangten und der gothaische mit 
sechs Pferden aufzufahren wagte, worüber sich die Directorial= 
gesandtschaft weigerte, die Proposition zu übergeben 2); unter- 
dessen hatte aber schon der Kurfürst, obgleich die Erschöpfung 
der Finanzen der Ansrüstung des Heeres Schwierigkeiten bereitele 
und Brandenburg zur Vorsicht rieth, damit nicht mittlerweile 
etwa der Rheinstrom an Frankreich verloren gehe, dem be- 
drängten Wien zu Hilfe zu eilen versprochen. Gegen den Wunsch 
seiner Stände und selbst gegen den des Kaisers, der davon 
Collisionen mit seinen anderen Verbündeten, dem Könige von 
Polen und dem Kurfürsten von Baiern, befürchtete, übernahm 
Johann Georg — seit Moritz der erste Kurfürst von Sachsen, 
der dies that — in Person den Oberbefehl über sein 10400 
1) Pufendorf, De rehus gestis Friderici Wilhelmi (1600), p. 
1409. 1456 7. 
2) Die obersächsischen Kreistage hörten seitdem allmählich auf, weil 
die mächtigeren Stände dieses Kreises der Kreishilse weniger bedurflen.
	        
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