Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

261 Kurfürst Johann Georg IV. 
rend aber die Ernestiner den Albertinern das nähere Recht 
streitig machten, ließ vier Tage später Herzog Georg Wilhelm 
von Braunschweig-Celle als niedersächsischer Kreisoberster, an- 
geblich zur Sequestration des Landes, Truppen einrücken, den 
sächsischen Obersten von Krosigk mit seinen zwanzig Mann ver- 
treiben und trat bald darauf unter Berufung theils auf seine 
Abstammung vom ersten Eroberer des Landes, Heinrich dem 
Löwen, theils auf eine Erbverbrüderung von 1369, die aber 
die kaiserliche Bestätigung nie erhalten hatte, mit eigenen An- 
sprüchen auf. Auch Mecklenburg und Auhalt sprachen die Erb- 
schaft an, Brandenburg, Schweden und die Töchter des letzten 
Herzogs wenigstens das Ländchen Hadeln als Allod. Auf 
Gewalt, von der auch Friedrich von Brandenburg abmahnte, 
wollte oder konnte es Johann Georg, dessen Truppen damals 
gegen Frankreich standen, nicht ankommen lassen. Uneingedenk 
der bittern Erfahrung, die Sachsen in der jülich-cleveschen Sache 
gemacht hatte, überließ er den Austrag des Streites dem Aus- 
spruche des Kaisers ohne den Ausgang zu erleben. Sein geld- 
bedürftiger Sohn Friedrich August I. zog es nachher vor, gegen 
1,100000 Fl. und den Rückfall des Landes nach Abgang des 
Hauses Braunschweig und gegen Beibehaltung des Titels und 
Wappens von Engern und Westfalen, die schon Johann 
Georg III. angenommen hatte, seinen Anspruch 19. Jannar 
1697 aufzugeben. Gleiches thaten die Ernestiner 1732 für 
60000 Thaler 1). 
3. Kursachsen unter Johann Georg IV. (1691—1694) und Friedrich 
August I. bis zur Erwerbung der polnischen Krone im Jahre 1697. 
Dem Kurfürsten Johann Georg lll. hatte seine Gemahlin 
Anna Sophia von Dänemark zwei Söhne geboren, Johann 
Georg, am 18. November 1668, der wenige Wochen nach 
1) Die dahin gehörigen Schriften siehe bei Weinart, Literatur des 
Staatsrechts und der Statistik von Sachsen I, 123—128. — Lord 
Lexington erwähnt 1096 des Gerüchts, daß Frankreich dem Kurfürsten 
Anträge gemacht habe, wobei Lauenburg den Vorwand zur Austiftung 
von Zwietracht abgeben sollte: Lerington Papers (1851), p. 156.
	        
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