Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Hinneigung zu Brandenburg. 267 
reich zu erhalten. Zum Andenken an diese engere Vereinigung 
stifteten beide einen Orden „der guten Freundschaft oder vom 
güldenen Brasselet"“. Gern baute die Kurfürstin-Mutter auf 
diese Freundschaft die Hoffnung, ihren Sohn aus den Netzen 
der Neidschütz zu befreien, indem sie ihn bestimmte, sich, als 
er im April seinen Gegenbesuch in Berlin abstattete, mit der 
verwittweten Markgräfin Elconore Erdmuthe Luise von Ausbach 
aus dem Hause Sachsen-Eisenach zu verloben; und wirklich stand 
auch die Favoritin in Gefahr sich mit 4000 Fl. Gnadengehalt 
zurückziehen zu müssen, doch nur wenige Tage, so gewann sie 
den früheren Einfluß wieder, ja der Kurfürst war brutal genug, 
dem Einzuge seiner Braut in Leipzig an der Seite seiner 
Maitresse zuzuschauen, und ohne Friedrichs III. Zureden würde 
er noch im letzten Angenblicke zurückgetreten sein. Sein Wider- 
wille gegen die aufgedrungene Gemahlin machte diese Ehe ebenso 
unglücklich wie die war, welche zu weiterer Bekräftigung des 
guten Einvernehmens mit Brandenburg im folgenden Jahre sein 
Bruder mit der frommen Christiane Eberhardine von Baireuth 
schloß. 
Diese Annähernng an Brandenburg war hauptsächlich das 
Werk des Feldmarschalls v. Schöning, der in Folge eines 
Streiles mit dem General v. Barfuß den brandenburgischen 
Dienst mit dem Johann Georgs III. vertauscht hatte, während 
der sächsische General Heino Heinrich v. Flemming in branden- 
burgische Dienste übertrat 1), ein Tausch, bei dem Sachsen, wie 
Spötter behaupteten, 95 Procent gewann. Schöning erwarb 
sich bald seines neuen Herrn Zutrauen und trat nun der bis- 
herigen Ausbentung Sachseus für das österreichische Interesse 
sehr entschieden entgegen, wies auch die Versprechungen, mit 
denen der wiener Hof ihn zu ködern versuchte, schroff zurück. 
Als der Kaiser, den hierbei Brandenburg durch die Sendung 
des Geheimenraths v. Chwalkowski nach Dresden unterstützte, 
au Kursachsen das Ansinnen stellte, es solle statt des bloßen 
Reichscontigents von 3000 Mann wie bisher 12000 Mann 
1) Stenzel, Geschichle des preußischen Staats III (1841), S. 30 ff.
	        
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