Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

274 Kurfürst Friedrich Augus I. — 1697. 
setzen Ursache geben müssen. Dafern aber Ew. Churf. Durchl., 
wie wir doch nicht hoffen wollen, allen unsern unterthänigsten 
Bitten, Flehen, Vorstellungen und Entschuldigungen ungeachtet, 
bei den Postulatis bestehen und selbige zum Effect bringen zu 
lassen wirklich gemeint, wollen wir vor Gott und aller Welt 
an dem daraus entstehenden Unheil entschuldiget sein, und mögen 
es diejenigen schwer verantworten, welche Ew. Churf. Durchl. 
hierzu rathen. Wir sind hingegen in unsern Herzen und Ge- 
wissen versichert, daß wir zu dessen Abwendung alles das- 
jenige gethan, was uns als treuen Vasallen und Unterthanen, 
unserer obhabenden schweren Pflicht nach, eignet und gebühret.“ 1) 
Diese ernste Sprache erreichte ihren Zweck, indem der Kurfürst 
von weiteren Forderungen abstand und die Kriegssteuer sogar 
beträchtlich gemindert wurde. 
Die glänzende Aufnahme, welche Friedrich August als Kur- 
prinz in Wien gefunden, und seine Freundschaft mit dem römi- 
schen König Joseph erleichterten die Wiederanknüpfung des 
früheren engen Verhältnisses mit dem Kaiserhofe. Schon am 
23. Mai 1694 erneuerte er das Bünduiß seines Bruders mit 
dem Kaiser, trat der großen Allianz gegen Frankreich bei und 
versprach die Readmission von Böhmen zu den lange entzogenen, 
seit Errichtung der hannoverschen Kur aber wieder beanspruch- 
ten Kurgerechtsamen zu unterstützen. Da er sich jedoch weigerte 
unter Ludwig von Baden zu dienen, der kaiserliche Hof aber 
ihm weder das nur von König Wilhelm von England ab- 
hängige Commando einer Reichsarmee von 50000 Mam noch 
auch Schönings Wiederverwendung ?) zugestehen mochte, so 
übernahm er kraft eines neuen Vertrags vom 17. April 1695 
den Oberbefehl über die kaiserliche Armee in Ungarn, die er 
durch 8000 Mann zu verstärken versprach. In Wien wurde 
1) Weiße V, 188 ff. u. 296 nach den Landtagsacten. 
2) Schöning starb 1696. Ihm hauptsächlich schrieb man die Ge- 
waltthätigkeiten der Werber zu, die in Lanbau sogar einen blutigen Auf- 
stand verursachten. Sobald der Kurfürst dieselben erfuhr, ordnete er ihre 
Abstellung an.
	        
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