Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Polnische Königswahl 809 
gepränge königlicher Freigebigkeit und glänzenden Festivitäten 
zu ergötzen, während es Flemming und Przebendowski über- 
lassen blieb das Land für ihn zu gewinnen. Am 13./23. Juli 
beschwor ersterer die demüthigenden pacta conventa, und ver- 
sprach im Namen seines Herrn die Wiedereroberung von 
Katminiec, die Zurückbringung sämmtlicher avulsa imperii, 
Verbesserung des Handels, der Münzen und der Festungen, 
Unterhaltung von 6000 Mann u. a. m., alles auf sächsische 
Kosten 1). Aber am 18./28. August kündigte die französische 
Partei Friedrich August den Krieg an, erklärte ihn für einen 
Feind des Vaterlandes und verlangte Aufschub der Krönung. 
Der Kurfürst und seine Anhänger wurden schwankend, allein 
Flemming drang darauf sie zu vollziehen und am 5./15. Sep- 
tember wurde August in Krakau, nachdem zwei Tage vorher 
die Beisetzung des verstorbenen Königs stattgefunden hatte, durch 
den Bischof von Cujavien mit Aufgebot höchster Pracht gekrönt. 
Der Krönungsanzug des Königs, ein theatralisches Gemisch 
von antiker, deutscher Ritter= und polnischer Nationaltracht, 
mit Edelsteinen übersäet, war so schwer, daß den von der vier- 
stündigen Ceremonie erschöpften König trotz seiner Körperstärke 
bei Verlesung der confessio fhdei eine Ohnmacht amwandelte. 
Am nämlichen Tage ging eine feierliche Gesandtschaft nach Rom 
um dem Pabste des Kurfürsten Erhebung auf den Thron an- 
zuzeigen und demselben seine Huldigung als treuer Sohn, 
Bekenner und Vertheidiger der katholischen Kirche darzu- 
bringen ). Wie Flemming richtig vorausgesehen, hob sich 
seitdem die sächsische Partei schnell. Erst Ende September 
langte der Prinz von Conti auf der Rhede von Oliva an, 
gerade während des Te Deum, welches Danzig für König 
August feierte. Da die Stadt ihm die Thorc verschloß, er 
selbst keine Truppen hatte, sein Anhang trotz seiner Freigebig- 
keit sich muthlos und lau zeigte, so wagte er nicht zu landen, 
1) Faßmann und Horn a. a. O., S. 169 ff. 
2) Theiner, Urk. Nr. 53. — Die Feierlichkeiten des Einzugs und 
der Krönung siehe bei Müller, Annalen, S. 652 ff.
	        
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