Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Grumbachsche Händel. 21 
des Kurfürsten zu bemächtigen, aber das erste Mal, im Jahre 
1553, war August dem Hinterhalte glücklich entgangen; später 
war Grumbach, bedenkend, wie es bei dem Anschlag auf den 
Bischof von Würzburg ergangen, selbst davon abgestanden; denn 
„wenn der Kurfürst einen Schaden litte, dürften wir nicht 
allein in deutschen Landen, sondern auch in der ganzen Christen- 
heit nicht bleiben“; aber gewiß hat weder er noch der Herzog 
Meuchelmörder gegen denselben ausgesendet. Des Grafen 
Günther Verhalten gegenüber der entrüsteten Ableugnung Grum- 
bachs, die Widersprüche und die innere Unwahrscheinlichkeit in 
den zum Theil nur auf der Folter erpreßten Aussagen der 
beiden Gefangenen geben vielmehr dem Verdachte Naum, daß 
es dem Kurfürsten nur darum zu thun war, durch solche Be- 
schuldigung seine Gegner unmittelbar vor Ausbruch des offenen 
Krieges auch vor der öffentlichen Meinung ins Unrecht zu 
setzen und sein Verfahren als das, was es in der That, nur in 
anderem Sinne, war, als einen Act der Nothwehr darzustellen. 
Der Reichstag zu Augsburg, derselbe, auf welchem August 
am 23. April 1566 die feierliche Belehnung, die letzte unter 
sreiem Himmel, erhielt, beschloß unn auf seinen Betrieb raschen 
Vollzug der Acht. Eine feierliche Reichsgesandtschaft an den 
Herzog, der schon daraus, daß der Kaiser dem Herzog Johann 
Wilhelm allein die Belehnung über die von beiden Brüdern 
besessenen Länder ertheilte, den Ernst der Lage hätte abnehmen 
können, blieb so fruchtlos wie ein verschärftes Achtsmandat 
gegen Grumbach und seine Receptatoren. Denn zuversichtlicher 
als je baute der Herzog auf die baldige Erfüllung seiner ehr- 
geizigen Hoffnungen; am Rhein und in Westfalen geworbene 
Kriegshaufen sollten gleichzeitig mit anderen, die sich in Pom- 
mern sammelten, einen Doppelangriff auf Franken und Sachsen 
unternehmen; Kriegsvorrath aller Art war in größter Menge 
auf dem Grimmenstein aufgehäuft, um diesen nöthigenfalls bis 
zum Eintreffen auswärtiger Hilfe halten zu können. Brach 
jetzt, wo eben Soliman ein unermeßliches Heer gegen Deutsch- 
land heranführte, die Verschwörung los, fand sie an dem 
dentschen Adel, an Frankreich, Schweden, an den Niederländern,
	        
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