1706
1709
8318 Kurfürst Friedrich August I.
geheimes königliches Cabinet zu ersetzen, welches aus der wegen
der häufigen Abwesenheit des Königs eingerichteten, unter
Leitung des zum Großkanzler ernannten Bischofs von Naab,
seit 1700 Beichlingens, endlich Fürstenbergs stehenden Geheimen
Kammerkanzlei hervorging, und 1704 befahl der König alles,
was aus dem königlichen Cabinet komme, unreigerlich anzu-
nehmen und zu befolgen. Auch gegen diese Einrichtung, welche
das willkürliche Belieben an die Stelle verfassungsmäßigen
Nechtes setzte, erhoben die Stände, diesmal jedoch mit weniger
Erfolg, Einsprache; das geheime Cabinet blieb und wurde
1706 aus einem Director, dem Grafen Pflugk’'), einem Mi-
nister für die Domestiqueaffairen (d. h. Inneres), v. Hoym, und
einem zweiten für das Auswärtige und das Militär, v. Flem-
ming, zusammengesetzt; es hob sogar 1709 die beständige
Landesdeputation, welche ihm immer unbequemer wurde, auf,
„weil man nicht gemeint sei, einer Deputation der Stände
außer den ordentlichen Zusammenkünften und Ausschußtagen
Vorstellungen gegen königliche, aus dem Geheimen Consilio
ergehende Verordnungen in Zukunft zu gestatten“; trotz mehr-
maliger ständischer Ansuchen trat dieselbe seitdem nicht wieder
ins Leben. Degzgleichen zeigten die Abschwächungen, welche der
nurtout depuis qu'il est tombDG entre les mains de la mainon de Fr.
(Fricsen). ## roi ne U’'a prin Dour Statthulter duc gur hazanl.“
über das Mannscript vergl. Förster 4. a. O., S. 285, wo auch aus-
führliche Auszüge aus demselben. — Haxthausen in seinen Memoiren
(bei Behse, Geschichte der Höse des Hauses Sachsen (18541 V, 297)
schildert ihn: „Le Statthalter étoit un grand homme do taille, grund
(lincourcur ot disour de rion, trèn intrigunnt, bruynnt et lunluron.
Etant nouvoau prince il éEtait lort pointillcur zur le ceremonicl, grand
homme à projets. Catholique ext ricur fort 2cl6, il n'étoit pas grand
genie et vouloit pourtant l'etre. 11 etoit grand comédien. LII
se brouilla d’abord avec tont le monde à cause de ua hauteur et de
#a bigotterie affectée, n’étant rien moins qdue bigot dans le fond, il
Etoit plutöt débauché Son peu de solidité parn bientbt.
1) Pflugks Nachfolger war Flemming von 1712—1728, dann Graf
E. Ch. v. Manteuffel bis 1729, Graf K. H. v. Hoym bis 17311, H. v.
Brühl bis 1763.
