Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Nordischer Krieg. Pakkul. 821 
schlägen ein williges Ohr und brachte ihn trotz Schwedens 
Protest 1698 als Geheimenrath und Generalmajor in sächsische 
Dienste. Auf seinen Antrieb erneuerte August der Starke im 
März 1698 mit Christian V. den alten sächsisch -dänischen 
Bund auf 8000 Mann gegenseitige Hilfe und Flemming und 
Reventlow verwandelten denselben, nachdem Czar Peter, der 
den Kurfürsten (Juli) in Dresden nicht getroffen 1), diesem zu 
Nava den ersten Vorschlag zu einem Kriege gegen Schweden 
gemacht hatte, am 25. September 1699 zu Dresden in ein 
geheimes Offensiv= und Defensivbündniß mit Christians Nach- 
folger Friedrich 1V. Zu weiterer Verhandlung folgten Patkul 
und Generalmajor v. Carlowitz dem Czaren nach Moskau und 
schlossen mit ihm im Namen Friedrich Augusts als Kurfürsten 
von Sachsen am 11./21. November zu Preobraschensk, obgleich 
an der Abneigung der Polen gegen eine Betheiligung an einem 
Angriff auf Schweden bereits kein Zweifel mehr obwalten 
konnte, ein Bündniß ab ), während mit erheuchelter Freund- 
lichkeit geführte Unterhandlungen Schweden in Sicherheit wiegen 
sollten. Daß Polen als Garant des Friedens von Oliva 
gegen die durch die Neduction der Krongüter in Lievland ge- 
schehene Verletzung desselben einzuschreiten, August durch die 
pacta conventa auch Lievland als avulsum an Polen zurück- 
zubringen verpflichtet sei, mußte als schlecht gewählter Vorwand 
für den räuberischen Anfall dienen. 
Wie Patkul gerathen, wollte man den Angriff ohne 
Kriegserklärung beginnen, um durch einen ersten raschen Erfolg 
die Republik Polen zur Theilnahme am Kriege fortzureißen 2) 
die Hauptwidersacher waren durch Bestechung stumm gemacht. 
Aber in dem Augenblicke, wo es der größten Schnelligkeit be- 
durfte, verließ Flemming plötzlich sein Heer, um in Litthauen 
mit einer geborenen Sapieha Hochzeit zu halten; als er darauf 
mit einem kleinen Corps Sachsen in Lievland einfiel, scheiterte 
1) Müller, Annalen, S. 600. 
2) [Graf Schulen burg], Leben und Dentwürdigkeiten Joh. Mat- 
thias Grafen v. d. Schulenburg (1834) 1, 103. 
3) Förster a. a. O., S. 83 ff. , 
Böttigek,GeichlchteSachien-.2·slufl.ll. 21
	        
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