Nordischer und spanischer Erbfolge -Krieg. 825
ihm der Kaiser im Fall eines schwedischen Angriffs auf Sachsen
8000 Mann Hilfstruppen zu stellen, welche Verpflichtung durch
einen geheimen Artikel auch auf den Fall ausgedehnt wurde,
daß er in Polen angegriffen oder durch Innere Unruhen dort
bedroht würde. In Folge dieses Vertrags führte der als
Generallentnant in sächsische Dienste getretene Graf Joh.
Matthias v. d. Schulenburg 6 Infanterie= und 4 Kavalerie=
regimenter zum kaiserlichen Heere nach Baiern, wo sie dem
Corps des Grafen Schlick, daunn dem des Grafen Styrum
zugetheilt wurden und unter letzterem an der unglücklichen
Schlacht bei Höchstedt 20. September 1703 mit Ehren Theil
nahmen 1).
Anfang Mai 1702 brach Karl XII. von Grodno aus in
Polen ein; sein Manifest bezeichnete offen Augusts Eutthronung
als Zweck des Kriegs. Ohne Widerstand zu finden zog er in
Warschau ein, von wo August, von den Polen im Stich ge-
lassen, nach Krakau entwich. Kaum aber verlautete, daß der
Primas mit dem Schwedenkönige wegen Erhebung eines So-
bieski unterhandle, als der Adel der von den Schweden noch
unbesetzten Palatinate für August aufsaß. Auch in Sachsen
wurden frische Truppen theils für schweres Handgeld geworben,
theils durch gewaltsame Aushebung zum Kriegsdienste gepreßt.
So hoffte August den Marsch der Schweden auf Krakau aufhalten
zu können, wurde aber 19. Juli zwischen Clissow, Binczow
und Rembowa, da die den rechten Flügel bildenden 8000
Polen flohen, völlig geschlagen; die Kriegskasse und der Rest
der Artillerie gingen verloren 2). Am 11. August stand Karl
in Krakau. Nur die planlos abenteuernde Weise, mit der er,
ein tapferer Soldat aber kein Feldherr, den Krieg führte, und
der durch einen Schenkelbruch desselben herbeigeführte Stillstand
der Operationen machte es August möglich, sich, den Schweden
1) Schulenburg, Denkwürdigkeiten 1, 117—135. Der Vertrag
vom 16. Jan. ebendas., S. 139.
2) Schulenburg 1, 106 fl. Nordberg 1l. 239—246. Fünf-
hundert gefangene Damen ließ Karl über die schlesische Grenze bringen.
1708