Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1666 
1567 
22 Grumbachsche Händel. 
die sich soeben gegen die spanische Bedrückung erhoben, die 
Unterstützung, auf die sie rechnete, so mußte eine grenzenlose 
Zerrüttung erfolgen. Jeder Verzug mehrte die Gefahr; am 
12. December 1566 sprach der Kaiser die Acht über den Her- 
zog Johann Friedrich von Weimar; Tags darauf übertrug er 
die Execution dem Kurfürsten August, dem die Kreise Ober- 
und Niedersachsen, Franken und Westfalen zur Verfügung ge- 
stellt wurden; drei ihm beigegebene kaiserliche Kriegscommissare 
entbanden auf einem Landtage zu Saalfeld am 3. Jannar 1567 
die Unterthanen des Herzogs ihres Eides und wiesen sie an 
dessen Bruder Johann Wilhelm, der die Achtsvollstreckung wohl 
lieber selbst übernommen hätte, wäre er dazu nicht zu arm 
und schwach gewesen 1). Nun aber begab er sich auch mit zu 
dem Belagerungsheere, das bereits den 24. December in einer 
Stärke von 5489 Reitern und 31 Fähnlein Fußvolk, wovon 
August selbst 3863 Reiter und 18 Fähnlein zu Fuß aufgebracht 
hatte, vor Gotha rückte. 
Aber mit der Gefahr wuchs auch des Herzogs Trotz. Ob- 
gleich schon rings eingeschlossen, nahm er Wappen, Titel und 
Siegel eines Kurfürsten an und ließ Münzen kurfürstlichen Ge- 
präges schlagen. Allein von keiner Seite zeigte sich der er- 
wartete Beistand; der zur Beschleunigung desselben nach 
Schweden gesendete Justus Jonas fiel unterwegs zu Augusts 
großer Freude den Dänen in die Hände und wurde zu Kopen- 
hagen hingerichtet; die Hoffnung auf den Beistand des Adels 
erwies sich gleich der auf die Niederländer, mit denen die 
Ichter ebenfalls „wunderliche Conspirationes“ gehabt hatten, 
als grobe Selbsttäuschung; der König von Frankreich ließ sich 
durch Languet von der versprochenen Hilfsleistung abhalten; 
endlich zeigte sich der Herzog persönlich der selbstgestellten Auf- 
gabe in keiner Weise. gewachsen, und jedenfalls hatte die Schnellig= 
keit der Execution die Bewegung überhaupt nicht zur Reife 
1) Johann Wilhelm besaß durch eine 21. Febrnar 1566 mit seinem 
Bruder gemachte Mutschirung den sogenannten koburgischen, Johann 
Friedrich den weimarischen Antheil. Der jüngste Bruder, Johann Friedrich 
d. J., war 1565 gestorben.
	        
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