Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1704 
1705 
880 Kurfürst Friedrich August I. 
zu nehmen, aber die Belagerung von Posen mußten Patkul 
und Brandt, als Karl dahin vordrang, wieder aufgeben, auch 
Warschau ging wieder verloren und August floh nach Krakan; 
nur der tapfere Schulenburg, seit Kurzem erst von dem Kriegs- 
schauplatz an der Donan zurückberufen und hier angelangt, 
behauptete sich trotz der Intrignen Flemmings und Steinau's 
und trotz des kläglichen Zustandes seiner Armee 1) im Felde, 
schlug sich 7. November 1704 bei Punitz mit Nuhm aber ohne 
Erfolg2) und rettete sich nur durch geschickten Rückzug über 
die Oder nach Sachsen, wo er sich mit Eifer dem undankbaren 
Geschäft der Reorganisation des Heeres unterzog und den 
Oberbefehl über die Infanterie, sein Gegner Flemming den 
über die Kavalerie übernahm, während Steinau aus dem 
sächsischen Dienste ausschied. Der König aber, der sich bei 
den Polen, bei seinen Verbündeten und bei seinen Feinden gleich 
sehr um Glauben und Achtung gebracht hatte, ließ sich bei der 
Rückkehr nach Dresven von seinen Schmeichlern mit einer 
Medaille empfangen, die ihn als Herkules, Polen, Li#tthauen 
und Sachsen auf der Weltkugel tragend, darstellte, und gönnte 
sich nach der gehabten Anstrengung die Zerstreuung des Carne- 
vals an der Seite seiner neuen Favoritin, der durch eine 
Intrigue Fürstenbergs an den Hof gebrachten Frau v. Hoym, 
geb. v. Brockdorf, die nachher 1706 zur Reichsgräflu v. Cosel 
erhoben wurde. In Polen öffucte sich hierauf Karl XII. durch 
den Sieg bei Wohla über ein Corps von 5000 Sachsen und 
3000 Polen unter Paykul 31. Juli 1705 aufs neue den Weg 
nach Warschau, ließ hier 4. October seinen Schützling ohne 
1) Das Obertriegscollegium schiug Schulenburg dic verlangten zehn 
Geschillze ab, weil sich nur sieben brauchbare Stücke auf den Wällen in 
Dresden befänden und weder Munition noch Pferde vorhanden wären, 
um die etwa noch in Leipzig befindlichen nach Polen zu schaffen. Schu- 
lenburg, Dentw. I, 159—164. 
2) Schulenburgs Bericht in dessen Denkwürdigkeiten I, 186. — 
Nordberg, 513 ff. Von Kavalerie angegriffen rettete sich die sächsische 
Insanterie, indem sie sich auf die Erde warf und die Feinde Über sich 
wegreiten ließ.
	        
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