Karls XII. Einbruch in Sachsen. 337
geheiligten Stätte auf; das Hauptquartier des ihn begleitenden
Königs Stanislaus war zu Leisnig. Die Mannszucht der
schwedischen Truppen ließ, anufangs wenigstens, nichts zu wün-
schen, alle Bedürfnisse wurden baar bezahlt; für die Sicherheit
der damaligen leipziger Herbstmesse war Karl selbst eifrig be-
sorgt. Sobald August über Karls bevorstehenden Marsch auf
Sachsen Gewißheit erlangt hatte, ordnete er in der Hoffnung
denselben noch abwenden zu können 16. August von Nowogrodek
aus den Kammerpräsidenten v. Imhoff und den Geheimen-
referendarius Pfingsten an ihn ab mit ausgedehnten Vollmachten,
„auf billige, christliche Wege zu handeln, zu schlüßen, In-
strumente aufzurichten, zu unterschreiben, zu besicgeln und an-
zustellen“. Es hat allen Auschein, als seien ihnen absichtlich so
unbestimmte Instructionen gegeben worden, um sie hinterdrein
desio leichter desavouiren zu können 1). Zu Bischofswerda
trafen sic das schwedische Hauptquartier. Der König selbst ließ
sie gar nicht vor, Graf Piper und der Staatssecretair Her-
melin waren von ihm bevollmächtigt; da sich jedoch August in
der Gewalt der Russen befand, mußten die Unterhandlungen
sehr geheim geführt werden. Die sächsischen Unterhändler
hatten stufenweise eine Summe Geld, dann ein Stück
Land, Stauislaus' Nachfolge auf dem polnischen Thron nach
Augusts Tode, Augusts Hilfe gegen Rußland, endlich Trennung
Litthauens von Polen für Stanislaus und im äußersten Falle
Verzicht auf Polen anzubieten. Karl aber verwarf alle anderen
Bedingungen, er bestand auf unbedingtem Verzicht auf Polen.
Die Abgesandten zanderten und folgten dem vorrückenden Heere.
Als aber General Mayerfeld zum Bombardement von Dresden
Anstalten traf und der sächsische Adel selbst, besorgt wegen der
ihm durch die feindliche Occupation drohenden Verluste, zum
1) Angust an Marlborongh; Loos, 1. November 1708: „On Vons
dirn aussi avec combien pen de droiture (1) ont agi ceux, duc I°vais
chargé de me pProcurer une cspoce d'accommodement avec le Roi de
Suède, auxquels jarais confic des blancs signés dans la vuc J’amuser
e Prince, pour gagner du temps.“ Schulenburg I, 363.
VBöttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II. 22