Friede zu Altranstädt. 841
treuere Unterthanen wünschte als er sie in Polen verlassen.
Das kleine Altranstädt zog damals die Augen aller europäischen
Kabinete auf sich. Der Kaiser und die Seemächte hatten
Karls Einbruch in Sachsen wegen der nachtheiligen Einwirkungen,
die sie davon auf den Krieg gegen Frankreich fürchteten, höchst
ungern gesehen und wünschten dringend seine baldige Entfernung.
Unter der großen Zahl fremder Staatsmänner, die sich in dem
schwedischen Hauptquartier drängten, fand sich daher auch der
ruhmgekrönte Herzog von Marlborough ein und erreichte von
ihm die Zusage sich nicht in den spanischen Erbfolgekrieg einzu-
mischen.
Sehr unzufrieden über den Frieden war der Czar; be-
sonders erfüllte ihn die zugestandene Auslieferung Patkuls mit
gerechtem Unwillen, dem er selbst in einer an verschiedene aus-
wärtige Mächte, darunter auch an den Kaiser gerichteten Be-
schwerde über August und seine Minister sehr unverhohlen Worte
gab. Dieser suchte nach einem Auskunftsmittel um seinen Ge-
fangenen von Karls XlII. Rache zu retten ½), er zögerte wenigstens
mit der Auslieferung, bis seine Truppen den Rückmarsch aus
Polen angetreten hatten, aus Furcht, der Czar möchte sächsische
Offiziere als Geißeln für Patkul zurückbehalten, aber bis zu
einem Entschlusse konnte er nicht kommen. Er hätte dadurch
nicht bloß sich selbst vor schwerem Vorwurf sondern auch Karl XII.
vor dem unauslöschlichen Brandmal bewahrt, welches dieser
durch eine Handlung der unedelsten Rachsucht seinem Namen
aufdrückte. Nachdem Patkul am 8. April 1707 den Schweden
ausgeliefert worden war, wurde er 20. October zu Kasimir
bei Posen grausam gerädert, eine furchtbare Sühne für Alles,
was er an August, an Sachsen, vor allem an Polen ver-
schuldet hatte.
Mußte der altranstädter Friede, so hart er war, dadurch als
eine Wohlthat für Sachsen gelten, daß er die unheilvolle Ver-
bindung mit Polen auflöste, so brachte er doch keine unmittel-
bare Erleichterung, da Karl XII. nur seine Absicht, das Land,
1) Schulenburg I, 229 f.