Abzug der Schweden. Die Sachsen in den Niederlanden. 345
Augusts gemacht hätte. Nach wie vor dieselbe sein ganzes
Wesen beherrschende Gier nach Sinnengenuß. Ganz eitel war
die Hoffnung, daß er sich nun der Wiederherstellung des zer-
rütteten Wohlstandes seines Erblandes widmen werde. Noch
war dieses nicht von den Schweden geräumt, als am 20. April
1707 ein neuer schmachvoller Handel mit den Scemächten ab-
geschlossen wurde, durch welchen er ihnen 0000 seiner mit
Gewalt zum Dienst gepreßten Landeskinder für 750000 Thaler
zur Bestreitung der Ausrüstung und jährlich 832848 Gulden
Subsidien verschacherte, wobei er noch seinen besonderen Neben-
gewinn machte, indem sich die Offiziere 11 Procent, der Reiter
die Hälfte, der Musketier fast zwei Drittel Abzug am Solde
gefallen lassen mußten. Den Oberbefehl über diese Truppen,
welche in den Niederlanden gegen die Franzosen verwendet
wurden, führte Generallentnant v. Wackerbarth und seit Er-
neuerung des Vertrags am 22. Februar 1709 auf Marl-
boroughs Wunsch Schuleuburg, unter dessen Leitung Augusts
und der Königsmark Sohn, der damals dreizehnjährige Graf
Moritz von Sachsen 1) bei der Belagerung von Tournay seine
erste Wassenthat verrichtete, der aber, als nach Ogilvy's Tode
1711 nicht er, sondern Flemming#den Oberbefehl über die
sächsische Armec erhielt, den Abschied nahm 2). Ende 1708
folgte August selbst seinen Truppen nach den Niederlanden,
um sich als Freiwilliger im Hauptquartier des Prinzen Eugen
an den Freuden des Feldlagers zu erlustigen; als jedoch zur
Erstürmung der Citadelle von Lille ernstliche Anstalten getroffen
wurden, zog er sich zu den Sängerinnen und Tänzerinnen nach
Brüssel zurück und war Ende des Jahres wieder in Sachsen,
um Vorbereitungen für den Carneval zu treffen, der prächtiger
als je gefeiert wurde.
August hatte in dem altranstädter Frieden nie etwas an-
deres gesehen als ein Mittel, die Schweden möglichst bald aus
1) Geb. zu Goslar 28. October 1096. Der Schlacht bei Mal.
plaquel wohnte er seinen eigenen Aufzeichunngen zusolge nur als Zu
schaner bei.
2) Schulenburg I, 310 ff.
1707
1708