24 Johann Friedrich des Mittleren Gefangenschaft.
aus den vorgefundenen Papieren ergebe, noch weit mehr ver-
brochen habe, als man anfangs geglaubt; umsonst suchte dessen
Gemahlin, die herrliche Elisabeth, eine Tochter Friedrichs III.
von der Pfalz ), durch flehentliche Bitten den Kurfürsten von
Sachsen zu erweichen, ohne dessen Genehmigung der Kaiser sich
verpflichtet hatte, seinen Gefangenen nicht freizugeben. Ent-
schlossen, den eigensinnigen Ehrgeiz des Herzogs für immer
unschädlich zu machen, und durch Langnet von den fortdauern-
den Umtrieben Mandelslohs und anderer in Lothringen und
Frankreich unterrichtet 2), würdigte er sie gar keiner Antwort.
Das Einzige, was Elisabeth erlangte, war, daß sie von 1572
an bis an ihr Lebensende, 22 Jahre lang, die Gefangenschaft
ihres geliebten Gatten theilen und versüßen durfte.
Gothas Fall hob das Ansehen Kursachsens auf den Gipfel.
Daß aber die öffentliche Meinung, die überall gern bereit ist,
des unterliegenden Schwächeren sich gegen den Sieger anzu-
nehmen, gegen August Partei nahm, ist um so erklärlicher, alv
sie hier nur die schonungslose Härte des Kurfürsten, nicht das
geheimnißvolle Getriebe des inneren Zusammenhanges sah.
Namentlich in dem Gedicht, „die Nachtigall“, sprach sie sich
mit solcher Schärfe aus, daß es zu Leipzig öffentlich verbrannt
wurde und der frankfurter Magistrat den Drucker desselben
in Ketten geschlossen nach Wien schicken mußte 5).
1) In seinem blinden Haß gegen die Albertiner hatte der Herzog
die Kurfürstin Anna im Verdacht, seine erste Gemahlin Agues vergiftet
zu haben. Ortloff a. a. O., S. 107.
2) Epp. I, p. 23. 51. 77.
3) Als Verfasser nicht nur der „Nachtigall“, sondern auch der „Grab
schrift der ehrlichen ritterlichen Lente so zu Gotha geblicben“ gilt der
heidelberger Diacon Wilhelm Clewitz (Cleobitius); vgl. Kirchner, Ge-
schichte von Frankfurt II, 257. Abgedruckt ist jene bei Lessing, Erster
Beitrag zur Gesch. u. Lit. (Ausg. v. Maltzahn) IX, 76, diese im dent-
schen Museum, 1. Stück, S. 66; 11. Stück, S. 418 u. 12. Stück, S. 552.
Die älteren Darstellungen der Grumbachschen Händel, namentlich die auf
Augusts Besehl und in seinem Interesse, u#clleicht von Languct verfaßte
„UHistorica descriptio crecutionis Contra rebellcs in Schardii S#. rer.
(ierm. III, 24 sd. und Rudolphi, (iotha diplomatica II, 10— 100)