August und die außerdeutschen Protestanten. 25
Hatte der Fall Gothas den Friedensstand im Reiche aufs
neue befestigt, so ermüdete August auch nicht, ihn vor den Ge-
fahren, mit denen ihn der Religionskrieg in Frankreich und
die Erhebung der Niederländer gegen Albas Schreckensregiment
von außen her bedrohten, zu schützen. In dem Widerstreit der
Parteien eine kluge Mittelstellung zu behaupten, von dieser aus
den sich bekämpfenden Teudenzen ihre Schärfe zu benehmen
und dabei selbst das Heft in Häuden zu behalten, das war
der Grundsatz, der seine Haltung bestimmte. Zwar stellte
er sich an die Spitze der Protestanten, um den Kaiser durch
gemeinsame Vorstellung dahin zu vermögen, daß er eine drin-
gende Mahnung zu gemäßigterem Verfahren gegen die Nieder-
lande an den spanischen Hof erlassen möge; aber obgleich die
verderblichen Pläuc, mit denen sich die päpstliche Kurie trug,
ihm so wenig wie allen anderen ein Geheimniß waren, so
suchte er doch den Eifer der protestantischen Fürsten für Unter-
stützung ihrer außerdeutschen Glaubensbrüder, so viel er konnte,
im Zaume zu halten. Ganz im Gegensatz zu dem tapfern,
glaubensfreudigen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, der das
Ange nie von den großen Gesammtinteressen der evangelischen
Kirche verwendete, maß cben August die Dinge nur nach seinen
besonderen persönlichen Interessen, und diese sprachen für Ver-
meidung jedes großen Conflicts. Gerade, daß die Hugenotten,
die Niederländer, Elisabeth von England auf jenen ihre Hoff-
nung setzten, daß Friedrichs steigendes Ansehen Sachsens Geltung
zu überflügeln drohte, war für August ein Grund mehr, einer
Betheiligung der deutschen Protestanten an dem Kampf in
Frankreich und den Niederlanden entgegenzuarbeiten, und wenn
erfahren durch die ncueren, auf bisher unbekanntem urkundlichen Material
beruhenden Bearbeitungen wesentliche Berichtigungen. Vgl. außer Ort-
loff a. a. O. Beck, Johann Friedrich der Mittlere I (1858), S. 404 ff.
J. Voigt, Wilhelm von Grumbach, in v. Raumers Histor. Taschen-
buch 1846 u. 1817, und M. Koch, Qnuellen zur Geschichte K. Maximi-
liaus II. (1857) 1, 8—85, wo auch eine Kritik der einschlagenden Literatur
Mu. II, 11 ss. UÜber den Zusammenhang der Grumbachschen Händel mit
der auswärtigen Politik siehe besonders Droysen, Preuß. Politik 1I, 2.
S. 398 ff.