88 Kurfürst Friedrich August I.
nur den ersten Schritt zur Zurückführung nicht nur des säch-
sischen Regentenhauses, sondern auch des Landes in den Schooß
der katholischen Kirche und August gab sich wissentlich zum
Werkzeuge dieser Bestrebungen her 1). Da es aber freilich
nicht in seinem Naturell lag, großen Eifer für dieselben zu
bethätigen, so wurde auch der Statthalter Fürstenberg vom
Pabst ausdrücklich ermahnt die Ausbreitung der katholischen
Religion in Sachsen nach Kräften zu fördern 2). Da mit
einemmale schien der altranstädter Friede alle Hoffnungen der
Kurie und der Jesuiten zu vereiteln und der Verlust der pol-
nischen Krone das dünne Band zu durchschneiden, welches August
an die katholische Kirche fesselte; jedoch nur zu bald lebten mit
der Wiederannahme jener auch die Pläne der letzteren und
nunmehr sogar weit kühner wieder auf. Da durch das Zu-
strömen vornehmer Polen, durch die Anstellung vieler Franzosen
und Italiener im Hofstaate die Zahl der Katholiken in Dresden
immer größer geworden war, so ließ der König das alte
Opernhaus (das jetzige Staatsarchiv) zu einer katholischen
Kirche umbauen und diese durch den zum apostolischen Präfecten
der Missionen von ganz Sachsen bestellten Jesuiten Vota feierlich
1) Ein gleichzeitiges französisches Manuseript, Rélation de T’tat
présent de la cour de Rome, enthält die dem Nuntius in Polen, Paulrcei,
1697 ertheilte Instruction; er wird darin angewiesen dem Cardinalprimas
und dem Abbé Polignac entgegenzuarbeiten, aber auch „3% 1l devoit
ecriger de S. Maj. une promesse, qu'elle W’accorderoit plus la liberté
de conscience dans ses états hérédituires de Sare et qu’elle feroit
ouvrir publij1ucment quclques Gtzlisen catholiqucs unssi bien à Lyrc#sden
du’'a Leipzig; 66 il devoit engager S. Maj. à kuire déréchef unc ab-
jurntion hublifc n Lutheranis#nc ulin nc #un aujels polonnis Priu-
sent d'autunt plus de conlience en lui; 7° il devoit convenir avec S.
Muj. des moyens Dour travailler à Iln Conversion de la Reine von
épouse et s'assurer de la conversion et de I’édlucation du Prince roynl
son fils.“
2) Clementis undecimi P. M. epistolae et brevia selectoria (1724)
I. 93. 250. 36.3. Andere hierher gehörige Actensticcke in Faber,
Europäische Staatskanzlei XXX, 521—561. Vergl. Soldan a. a. O.,
S. 125 ff.