Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Katholische Propaganda. 359 
weihen; die Geistlichen derselben besoldete der König, als Mittel 
zur Anlockung wurde ihnen verboten Stolgebühren zu nehmen 1). 
Immer kecker erhob der Proselytismus in Sachsen sein Haupt. 
Für die Mission in Leipzig wurden 1200 Thaler ausgeworfen, 
im Juni 1710 daselbst die erste öffentliche Messe gelesen, in 
Dresden von den Jesuiten eine Erziehungsanstalt eröffnet. 
Der Pabst rieth dem König seine katholischen Räthe zu ver- 
mehren; vor allem aber richtete sich Roms Augenmerk darauf, 
den libertritt des am 7. October 1696 geborenen Kurprinzen zu 
erreichen, wozu sich August schon kurz nach seiner Erwählung 
gegen Pabst Innocenz XII. bereit erklärt hatte. Trotzdem 
aber versprach er 1702 den Ständen, daß die Erziehung seines 
Sohnes „zu Gottes Ehren und des Landes Consolation und 
vergnüglichem Besten geschehen solle“ und der Kurprinz wurde, 
bewacht von seiner frommen Mutter und Großmutter, streng 
lutherisch erzogen, und obgleich Clemens XI. sein Mißfallen 
darüber nicht verhehlte und ihn dem Umgange mit den Be- 
kennern ketzerischer Schändlichkeiten zu entziehen verlangte, so 
getraute sich August in seiner bedrängten Lage doch nicht durch 
einen weiteren Schritt den Unwillen seiner Unterthanen zu 
reizen ?). Erst der zu energischerer Betreibung dieser Ange- 
legenheit Ende 1709 nach Dresden geschickte Neffe des Pabstes 
Albaui und der ihn begleitende Jesuit Salerno erlangten von 
1) Theiner a. a. O., S. 129 ff. Die Statuten der neuen Kirche 
ebendas., Urk. Nr. 70. — Am 13. Februar 1708 schreibt August an den 
Pabst: „Mit dieser Hauptkirche, heiliger Vater, werde ich, fest entschlossen, 
unter den heiligsten Auspicien Ew. Heiligkeit die katholische Religion in 
allen meinen Staaten wicder aufblühen zu lassen, meine Aufgabe keincs- 
wegs für erledigt erachten. Diese Mutter wird in kurzer Frist, wenn 
der Himmel mein Bemühen seguct, viele Töchter haben“; und am 27. 
August 1709: „Und da es mir schon gelungen ist, in der Hauptstadt 
meiner Erbländer eine katholische Kirche für den öffentlichen Gottesdienst 
der Katholiken zu grinden, so wird es slets meine größte Sorge sein, in 
diesen Ländern den Kullus unseres heiligen Glanbens und den Gehorsam 
für den heiligen Stuhl, der seit fast zwei Jahrhunderten von hier ver- 
bannt ist, zu verbreiten.“ 
2) Vergl. Über das Folgende Theiner, S. 151 ff.
	        
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