Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

860 Kurfürst Friedrich August J. 
dem Könige das Versprechen, daß er, um leichter zum Ziele 
zu kommen, seinen Sohn nach Polen berufen oder, wenn dies 
nicht thunlich, ihn eine Reise in katholische Länder machen 
lassen wolle. Um den König vorwärts zu treiben, theilte 
Clemens XI. diesen Eutschluß desselben in einer Allocution dem 
Cardinalscollegium mit. Bestürzung und Entrüstnug ergriffen 
bei ihrem Bekanntwerden alle Protestanten, Trauer das Herz 
der Mutter; sie eilte ihren Sohn confirmiren zu lassen und 
vom Oberhofprediger Pipping vorbereitet genoß derselbe, Oc- 
tober 1711, zu Lichtenburg das Abendmahl nach lutherischem 
Ritus. Nur desto heftiger drang der Pabst in den Vater, 
dem er trotz dessen devoter Enutschuldigung sehr ernste Vor- 
würfe darüber nicht ersparte, und da August außerdem wohl 
einsah, daß der Gedanke, den polnischen Thron in seinem Hause 
erblich zu machen, sich anders nicht verwirklichen lasse, so ge- 
horchte er. Wie er zu Prag mit dem Cardinal von Sachsen 
und dem Nuntius Albani verabredet hatte, wurde eine Sendung 
zum Wahlconvent nach Frankfurt beuutzt, um den Prinzen aus 
Sachsen zu entfernen; man trennte den leicht einzuschüchternden 
und nur schwach widerstrebenden Jüngling 1) von seinem bis- 
herigen Hofmeister, einem Herrn v. Miltitz, und seinem übrigen 
protestantischen Gefolge, überlieferte ihn der Einwirkung Al- 
bani's, seines nunmehrigen Oberhofmeisters, des Grafen Kos, 
Palatins von Lievland, und anderer Werkzeuge der Jesuiten 
und ließ ihn von hier direct die Reise nach Italien antreten. 
Die Bitten der besorgten sächsischen Landstände um Zurückbe- 
rufung des Kurprinzen, die Vorstellungen der Königin Anna 
von England, welche ihn lieber nach England zu senden bat, 
des Königs von Dänemark, welcher an den mit einem Con- 
fessionswechsel unzertrennlichen Verlust der eventuellen Erbrechte 
an den dänischen Thron erinnerte, und der evangelischen Reichs- 
stände dienten nur als Warnung länger zu zaudern; am 27. 
1) Nach Weiße, Neues Museum 1, 2. Heft, S. 101 f. bat der 
Prinz den dänischen Gesandten v. Weyberg um Gottes Willen, ihn zu 
retten, weil man ihn zur katholischen Religion zwingen wolle.
	        
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