Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

364 Kurfürst Friedrich August 1. 
M. Hahn, durch den von ihm convertirten, später aber wieder 
zur römischen Kirche zurückgetretenen Schloßtrabanten Laubler 
am 21. Mai 1726, eine That religissen Irrsinns, rief in 
Dresden einen gewaltigen Pöbeltumult hervor, der kaum durch 
vier herbeigezogene Regimenter unterdrückt werden konnte. Die 
allgemeine Mißstimmung äußerte sich so laut, daß ein kurfürst- 
licher Erlaß alle Veröffentlichung mißliebiger Urtheile über die 
öffentlichen Zustände bei Gefängniß, Verweisung oder Festungsbau 
untersagte. 
Die katholische Propaganda in Kursachsen konnte sich vor- 
läufig mit dem bisher Erreichten begnügen; daß sie nachher keine 
weiteren Fortschritte machte, war die Folge des großen Um- 
schwunges, der durch Friedrich II. von Preußen in die deut- 
schen Angelegenheiten kam. Unterdessen war es dem unermüd- 
lichen Bekehrungseifer des Cardinals von Sachsen gelungen, 
auch seinen Bruder, den regierenden Herzog Moritz Wilhelm 
von Sachsen-Weißenfels und seinen Nessen Moriz Adolf für 
die katholische Kirche zu gewinnen, der letztere trat sogar 1718 
in den geistlichen Stand, wurde 1730 Erzbischof von Farsala 
in partibus, 1731 Bischof von Königgrätz, 1732 von Leitmeritz 
und kurz darauf Administrator des Erzstifts Trier. Moritz 
Wilhelm, ein gelehrter, besonders in den damaligen Hofwissen- 
schaften, Genealogie und Heraldik, bewanderter Herr, früh auf 
Reisen gebildet, der sich auch viel mit theologischen Unter- 
suchungen und mit irenischen oder Ausgleichungsversuchen aller 
Confessionen, wie sie sich damals der Jesuitismus trefflich zu 
nutze zu machen verstand, beschäftigt hatte, vollzog im Decem- 
ber 1715 im Kloster Doxan bei Prag unter Assistenz seines 
Bruders seinen Uebertritt zur römischen Kirche, hielt aber den- 
selben aus Besorgniß wegen des Stiftes Naumburg geheim, 
bis er von seinen Bekehrern, dem Geheimenrath Röder und dem 
als Legationssecretär auftretenden Jesuiten Schmelzer gedrängt 
am 18. April 1717 in der katholischem Kapelle zu Leipzig 
das Abendmahl öffentlich nach römischem Ritus nahm. Sofort 
erklärte das naumburger Kapitel eine Sedisvacanz, rief den 
oberherrlichen Schutz des Kurfürsten an und bat um Erwählung
	        
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