Converliten in den Nebenliuien. 36
eines evangelischen Administrators. Der Herzog irrte sich,
wenn er an dem katholischen Kurfürsten einen Rückhalt zu fin-
den hoffte, da diesmal in Dresden der Wunsch, bei dieser
Gelegenheit das Stift wieder an das Kurhaus zu bringen, alle
confessionellen Rücksichten überwog; er mußte gegen eine Jahres-
rente von 35000 Fl. das Stift dem Kurfürsten resigniren.
Zwischen diesem und dem Kapitel entspann sich jedoch ein lang-
wieriger Streit, der erst 1726 damit endigte, daß dasselbe die
Erbfolge des Kurhauses unter der Bedingung anerkannte, daß
es in kirchlichen Angelegenheiten unter den evangelischen Kirchen-
rath zu stehen komme. Den zwölf alten Bürgern zu Weida,
an denen der Herzog am Gründonnerstage 1718 die Fuß-
waschung vollzogen hatte, legte das kursächsische Oberconsistorium
öffentliche Kirchenbuße auf. Getäuscht und verstimmt, von Gläu-
bigern gedrängt, saß der Herzog zu Weida und zeigte Mo-
mente der Reue; diese zu benutzen war seine fromme refor-
mirte Gemahlin Marie Amalie, des großen Kurfürsten Tochter,
nicht säumig und mit Hilfe des aus Halle herbeigerufenen
Aug. Herm. Franke gelang es ihr den Rücktritt des Herzogs
zu bewirken. Am 16. October 1718 genoß er zu Pegau das
Abendmahl wieder auf evangelische Weise, Schmelzer wurde
verabschicdet und die katholische Kapelle zu Weida niederge-
rissen. Aber schon am 15. November entschlummerte der Herzog
und damit fiel sein Land an Kursachsen zurück, als eben Friedrich
Wilhelm I. von Preußen Miene machte, für die Zurückerstattung
des Stifts Naumburg an den Gemahl seiner Tante einzu-
treten ).
Mehrere Umstände vereinigten sich damals, um der alten
Abneigung des dresdner Hofes gegen Preußen Nahrung zu
geben. Der Übertritt des Kurprinzen hatte von neuem die
Frage angeregt, ob Kursachsen das Directorium der Evangeli-
schen auf dem Reichstage und in dem ganz protestantischen
1) Buder, Merkwürdiges Leben des Herzogs Moritz Wilhelm.
2. Aufl. 1720. Gerbert, Historie der Wiedergebornen in Sachsen
(1757) I, 232—286.