Die pragmatische Sanction. 867
die Vermählung des Kurprinzen mit einer Tochter Josephs J.
Ansprüche auf einen Theil der österreichischen Monarchie zu
begründen beabsichtigte. An der Spitze derselben stand Graf
K. H. v. Hoym, seit 1728 des zu Wien verstorbenen Flem-
ming Nachfolger, außer ihm gehörten dazu der Geheimrath
Fleury, Lagnasco und die beiden Geheimen Kriegsräthe Gaul-
tier und Thioli. Den letzten Plan wußte man auch vor
Friedrich Wilhelm so schlau zu verbergen, daß dieser in der
Meinung, August sei mit der neuen Erbfolgeordnung des Kai-
sers einverstanden, dessen poluische Pläue begünstigt zu haben
scheint, obgleich er im Grunde die Wahl eines eingeborenen
Polen lieber gesehen hätte. Im Januar 1728 erschien auf
Seckendorfs und Grumbkows Betrieb der preußische König
plötzlich in Begleitung seines Kronprinzen zu Besuch am dresdener
Hofe und inmitten der glänzenden Feste, mit denen August
seinen Gast ehrte 1), sollen hier Verabredungen getroffen wor-
den sein, wonach Friedrich Wilhelm versprochen habe, durch
Truppenhilfe die Erblichmachung des polnischen Throns im
Hause Sachsen zu unterstützen, auch August vier Millionen
Thäler zu leihen, wofür ihm dieser die Lansitz verpfänden und
seine älteste Tochter Wilhelmine heirathen wolle. Zu mehrerer
Sicherheit sollte auch der Kurprinz die Vertragsurkunde mit-
unterschreiben, in dessen Begleitung August deshalb zum Ge-
genbesuch nach Berlin reiste; aber die Weigerung des Kurprinzen
den Vertrag zu unterzeichnen habe die Vollziehung derselben
1) „Soust ist die hiesige Magnisicencc so groß“, schreibt Friedrich
Wilhelm 16. Jannar an Seckendorf, „daß ich glaube, sie habe es bei
Lonis XIV. unmöglich größer sein können, und was das lüderliche Leben
betrifft, so bin ich zwar nur zwei Tage hier, aber ich kann in Wahrheit
sagen, daß dergleichen noch nicht gesehen, und wenn der seelige Franke
lebte und hier wäre, würde er es nicht ändern können.“ Förster, Für-
sien und Cabinette III, 254. Des jungen Friedrich unerfahrenes Herz
entzündete sich bei diesem Besuche für Augusts natürliche Tochter, die
Gräfin Orzelska und da er diese nicht erlangen konnte, für die schöne
Formera. Mémoires de ln Murgrave de Bareith (1810), p. 104. Vergl.
Dohm, Denkwürrdigkeiten IV, 67.
1728