Accise. Steuern. 877
abzuwälzen suchten 1). Von jetzt an erlaubte sich der Kurfürst,
obgleich ihm aus den polnischen Krondomänen jährlich eine
Million Thaler zufloß, über die er ganz frei verfügen konnte,
auch andere Stenern, deren immer neue zu ersinnen seine
Räthe nicht müde wurden, willkürlich auszuschreiben, z. B. 1704
eine außerordentliche Anlage von 24 Quatembern ?), 1705
eine Vermögens-, Rang= und Kopfsteuer, ohne auf die Ein-
sprache der Stände zu achten, oder es wurden die ausgeschrie-
benen Pfennige und Quatember eigenmächtig erhöht oder wenig-
stens vorweggenommen, ohne daß man deshalb aufgehört hätte
daneben auch den Ständen neue Bewilligungen anzusinnen und
abzudringen.
Die Bedürfnisse für das Heer und den Hos, die häufigen
und kostspieligen Gesandtschaften, die dem Herkommen gemäß
von der Kammer zu bestreiten gewesen wären, aber dem Lande
aufgebürdet wurden und deren Berichte sich obendrein statt
mit Staatsangelegenheiten größtentheils nur mit den pikanten
Neuigkeiten der Chronique scandaleuse befaßten, steigerten die
Zahl der zu leistenden Pfennige und Quatember von einem
Land= und Ausschußtage zum andern. Für das Heer forderte
der König 1711 statt der früheren 700000 Thaler eine
Million, eine zweite Million für außerordentlichen Kriegsbedarf
und für die von der Kammer der Kriegskasse geleisteten Vor-
schüsse eine dritte, außerdem die Uebernahme von 2 §½ Millionen
Schulden, Summen, deren Höhe darauf berechnet schien wenig-
stens einen Theil derselben zu erhalten, wie auch geschah. Als
wirksamstes Mittel die Stände gefügig zu machen erwies sich
die Drohung mit der gefürchteten Naturalverpflegung der Sol-
daten, die selbst auf das sparsamste eingerichtet alle Bewilligungen
überstieg; in manchen Dörfern mußte das den Soldaten zu
1) Gegenwärtiger Zustand von Sachsen (1717) (in Mosers Pa
kriotischem Archiv, Bd. VIII, unter dem Titel: „Das sich selbst nicht
lennende Sachsen“ im Auszug abgedruckt), S. 28 fl. Verfasser der
Schrift soll der Geh. Rath B. Zech sein.
2) Cod. Aug. II, 1771.
1705
1711