Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Künste. 895 
aber das durch Feuersbrunst zerstörte Altdresden am rechten 
Elbufer wurde als nunmehrige Neustadt symmetrischer wieder- 
aufgebaut. Dort entstanden die neustädter Kirche, die Königs- 
straße, die von Pott und Longunelune erbauten Kasernen, das 
flemmingsche, jetzt japanische Palais, das, vom Kurfürsten ur- 
sprünglich als Sommerpalast angekauft, erst später zur Be- 
haufung für die Schätze der Kunst und Wissenschaft bestimmt 
wurde, das von Graf Wackerbarth erbaute Palais, das eben- 
falls angekauft und zum Cadettenhause umgeschaffen ward; 
die Festungswerke wurden erweitert, nach Vaubans Sgystem 
verbessert und mit mythologischen Namen bezeichnet. Auch der 
launenhafte Maler Balth. Permoser aus Baiern zierte Dresden 
mit seinen Kunstwerken. „Die Stadt Dresden“, schreibt 
v. Loen 1718, „scheint gleichsam nur ein großes Lustgebäude 
zu sein, worin sich alle Erfindungen der Baukunst angenehm 
mit einander vermischen und doch besonders betrachten lassen. 
Ein Fremder hat schier ein paar Monate damit zuzubringen. 
Es ist keine Kunst in der Welt zu finden, davon man hier 
nicht ausnehmende Meisterstücke erblickt.“ 
Gern mag sich die Gegenwart an den Werken und 
Schätzen der Kunst erfreun, welche die Prachtliebe Augusts des 
Starken geschaffen hat, aber doch kann sie sich beim Anblick 
dieser glänzenden Hinterlassenschaft einer beschämenden Erinne- 
rung an jene sittlich und politisch gleich tief gesunkene Zeit 
nicht erwehren. Es war der Rückschlag gegen die gemüthlose 
Pedanterie der streug lutherischen Zeit, gegen den Jammer und die 
Roheit des dreißigjährigen Krieges, der, unter Johann Georg II. 
begonnen, in den Bacchanalien Augusts des Starken seinen 
Höhepunkt erreichte. Ein unbezähmbarer Drang nach Sinnen- 
genuß jeglicher Art zerbrach die Fesseln der Convenienz und 
der Zucht und verscheuchte die nüchterne Alltäglichkeit des Le- 
beus durch einen wollüstigen Taumel, in welchem die Begeisterung 
für die schönen Künste sich mit der frivolsten Ausgelassenheit 
mischte, daher auch diejenigen Künste sich der größten Bervor- 
zugung erfreuten, welche die Sinne am meisten kitzeln, die 
Musik und das Theater. Als Schüler Bernhards besaß August
	        
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