396 Inneres 1697—1733.
selbst musikalische Bildung; obgleich aber gerade damals die
italienische Musik in der Oper wie in der Kammermusik, im
Kunstgesang wie in der Instrumentalvirtuosität ihre Glanz-
periode feierte, so wendete sich seine Neigung doch mehr wie
der Sitte so auch der Kunst Frankreichs zu. Nicht befriedigt
durch die wandernden Schauspielertruppen ließ er durch den
zum Geheimen Kämmerer erhobenen und geadelten Schau-
spieler Angelo Constantini in Paris eine Gesellschaft Schau-
spieler, Operisten und Täuzer für seinen Dienst engagiren,
die aber in Folge der durch den Krieg erzeugten Geldnoth
bald wieder entlassen werden mußten; dasselbe Schicksal traf
die kurfürstliche Kapelle; doch schon 1708 übernahm es der
König selbst in den Niederlanden eine neue Gesellschaft fran-
zösischer Künstler anzuwerben. In Dresden war es, wo
Friederike Neuber französische Tragödien und französische Schau-
spieler sah. JZe höher nunmehr die Ansprüche an künstlerische
Darstellung stiegen, desto seltener und nur noch bei besonders
festlichen Gelegenheiten, im engsten Kreise, wagten sich die Glie-
der der fürstlichen Familie, die Cavaliere und Damen des
Hofes auf die Bretter. Auch die Kapelle wurde wiederhergestellt
und zählte einen Zelenka, Pisendel, Hebenstreit und den Vater
des deutschen Flötenspiels, Quanz, zu ihren Mitgliedern. Im
Jahre 1717 wurde die italienische Oper in Dresden gegründet,
für welche Nistori seine komischen Opern componirte, aber 1720
wieder aufgelöst; der französische Geschmack behauptete vorläufig
noch den Sieg über die vom Kurprinzen protegirte und später
auch von ihm zur Alleinherrschaft erhobene italienische Kunst-
richtung. Eine wahrhaft glänzende Epoche für Musik und
Theater brach mit dem Frieden seit 1719 an, damals besaß
Dresden ein Künstlerpersonal, wie es wenige Hauptstädte
Europa's aufzuweisen hatten. Der Komponist Lotti, Palästrina's
Nachfolger, mit seiner Gattin, der Primadonna Santa Stella,
der Kastrat Senesino, die Sängerin Durastanti, der Violinist
Veracini entzückten die Hörer. Von allen Enden wallfahrteten die
Tonkünstler nach Dresden um hier zu hören und zu lernen,
es kamen die Gebrüder Graun, Telemann, selbst Händel aus