Maitressen und Günstlinge. 408
Polen nicht zurückgesetzt fühlten, wurde für usthig befunden,
daß der König neben der sächsischen auch eine polnische Mai-
tresse habe. An den Leuten in seiner nächsten Umgebung fand
August nur allzubereite Förderer seiner ungeregelten Leiden-
schaften, der sächsische Adel drängte sich seine Täöchter zu der
ehrlosen Auszeichnung anzubieten, und gerade in den höchsten
Schichten fand das verbuhlte Leben eifrige Nachahmung; dafür
beherrschten Bestechlichkeit und Habgier, Unfähigkeit und Ränke-
sucht den Hof 1), nicht das Verdienst, nur die Gunst erhob
zu Ansehen und Reichthum, wie deren Verlust sie ebenso schnell
wieder entzog. Nachdem Sachsen sein Versailles erhalten hatte,
mußte es auch seine Bastille haben; der Sonnenstein, der
Königstein wurden von vornehmen Staatsgefangenen nicht mehr
leer. Wie der Großkanzler Beichlingen und sein Bruder, der
Oberstallmeister, so büßten dort Pfingsten und Imhoff, so der
Kammerherr v. Wolframsdorf, der Minister v. Bose und
K. H. v. Hoym, der Kammerpräsident v. Einsiedel und
viele andere ihre Vergehen oder den Verlust der königlichen
Gnade bald mit längerer bald mit kürzerer Haft. Unerschütter-
lich behaupteten sich in ihres Herrn Gunst der oft genannte
Flemming und Graf Friedrich v. Vitzthum. Jener, in guten
und schlechten Dingen seines Herrn trener Diener, wohlbe-
wandert in der Kunst sich zu bereichern 2), hat wenigstens
Manne ablaufte, die Türkin Fatime, die Fürstin Lubomirska, geb. v.
Bockum, die Renard, die Duval, die Tänzerin Duparc, die Dönhoff,
Osterbausen, Dieskan 2c. Als secine natürlichen Kinder hat August an-
erkannt: den Grasen Moritz von Sachsen von der Königêmark, den
Chevalier de Saxc von der Lubomirska, den Grasen Cosel und dessen zwei
Schwestern, die Gräsin Orselska von der Renard, und von der Spiegel
(Fatime) den Grasen Rutowsli.
1) August selbst leisicte dicser Vorschub: „Son grand penchant“,
schreibt Harthausen (bei Vehse VI, 155), „était de brouiller ses mi-
nistres entre cux et il misttnit en politiqne dans cette desunion des
ministres, croyant. qu’en sc trahistant l’un l’autre il snerait informe
ete tont et gouvernerait mienx lui mémc.“
2) Zu den Kostbarkciten, die er besaß, gehörten auch dic berühmten
raphaelschen Tapcten, jetzt eine Zierde des Muscums, die er für 3000 Thlr.
in Paris gckauft hatte und für 12000 Thlr. an den König verkanste.
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