Sein Charalter. 405
ungeheuren Preis erlauft, um den Verlust des letzten Restes
seiner protestantischen Stellung, und unbewußt dadurch dem
Emporkommen Preußens ein mächtiger Vorschub geleistet, das
zwar noch nicht an Umfang des Gebiets aber an innerlicher
Zusammenraffung seiner Kräfte und daher auch durch das
Gewicht seiner politischen Bedeutung Sachsen immer weiter
überflügelte. Damit erhielt auch die alte Eifersucht gegen das-
selbe neue Nahrung und wirkte bald nur im Geheimen, bald
brach sie offen hervor. Durch den Gang der polnischen An-
gelegenheiten gezwungen, hatte sich Sachsen in Abhängigkeit von
Rußland begeben, und in demselben Maße, als diese zunahm,
lockerte sich die frühere unbedingte Ergebenheit gegen das Kai-
serhaus. Nirgends mehr besaß Sachsen politischen Einfluß, es
folgte fast nur noch fremden Impulsen.
Und dennoch liegt auf dieser Zeit immer noch ein gewisser
Schimmer, der, wenn auch trügerisch an sich, doch bedeutend
absticht gegen das tiefe Dunkel des unmittelbar darauf folgen-
den Zeitraums, wo sich unter einem Fürsten von gänzlicher
persönlicher Nichtigkeit und unter der Herrschaft eines ebenso
nichtswürdigen als unnmschräukt schaltenden Günstlings das
seit einem und einem halben Jahrhunderte vorbereitete Schicksal
Sachsens vollendete, indem es durch Preußens Emporsteigen
zur protestautischen Großmacht für immer von seiner Stellung
im Reiche herabgestoßen wurde und gleichzeitig im Innern einer
Zerrüttung verfiel, aus der ein Volk von minderer Tüchtigkeit
und Gesundheit sich vielleicht nie wieder emporgearbeitet hätte.
Wie wenig der nenue Kurfürst Friedrich August II. eines
eigenen Willens fähig sei, hatte er bereits als Kurprinz bei
Gelegenheit seines erzwungenen libertritts zur katholischen Kirche
bewiesen. Zwar von gleichem majestätischen Außern wie sein
Vater aber ohne dessen geistige Gaben, ohne Leidenschaften
außer der für die Jagd, der er schon als Kurprinz auf seinem
mit besonderer Vorliebe ausgeschmückten Jagdschlosse Hubertus-
burg fleißig huldigte, steifen, zurückhalteuden Wesens, indolent
und arbeitscheu, besaß er jene Gutmüthigkeit, die mit Schwäche
gepaart gemeiniglich nur Unheil stiftet. Nur in einem Punkte