Polnische Königswahl. Kurland. 409
durch die wiener Friedenspräliminarien vom 3. October 1736,
welche den polnischen Thronfolgekrieg beilegten, für Stanislaus
und nach dessen Tode für sich Lothringen und Bar erhielt, so
gab es die polnische Sache auf und Stanislaus verzichtete unter
Fortführung des königlichen Titels am 7. Januar 1736 auf
den zum zweitenmale von ihm verlorenen Thron. Nicht
lange, so drängte sich der entartete polnische Adel zu den Gna-
dengeschenken der Russen, deren Einflusse August III. sich und
die Republik willenlos überlieferte 1), und nachdem einzelne
Parteigänger leicht bewältigt worden waren, erlangte August
auf dem Pacificationsreichstage zu Warschau, dem einzigen, den
er in den dreißig Jahren seiner Regierung zu Stande brachte,
Juni 1736, allgemeine Anerkennung ?); selbst der Primas
söhnte sich endlich mit ihm aus. Der Reichstag erneuerte die
streugen Gesetze gegen die Dissidenten und setzte es durch, daß
die sächsischen Truppen mit Ausnahme von 1200 Mann Gar-
den binnen 40 Tagen das Königreich zu verlassen hätten, wi-
drigenfalls der Adel gegen sie aufsitzen sollte, eine eindringliche
aber verlorene Warnung, welches Machtzuwachses sich das säch-
sische Hans durch die ernente Verbindung mit Polen zu ver-
sehen habe. Die nächste Folge dieser neuen Demüthigung der
Nepublik war, daß sie 1737 die erzwungene Wahl Birons
zum Herzog von Kurland anerkennen mußte; nach dem Sturze
desselben zeigte sich zwar für August eine Hoffnung, Kurland
seinem dritten Sohne Karl zuzuwenden, der 1758 von den
Ständen zum Herzog gewählt und von seinem Vater als solcher
belehnt wurde; aber als jener nach Elisabeths Tode zurück-
berufen worden war, verschwand sie ebenso schnell wieder und
Biron wurde 1763 aufs neue eingesetzt. Was jetzt in Polen
aufgerichtet worden, war eben nicht die Herrschaft eines säch-
sischen Königs, es war unter seinem Namen die Rußlands.
1) Herrmann, Eeschichte des russischen Staats IV (1849),
S. 559 ff. und in der Beilage VI die Berichte des sächsischen Gesandten
Graf Lynar an Brühl.
2) Rulhière l. c. I, 18289.
1736
1737