Sulkowski und Brühl. 41
indem er sogleich nach Augusts des Starken Tode in Polen
sich der Zuwelen des Verstorbenen, man sagt auch der polni-
schen Reichskleinodien und der wichtigsten Papiere versicherte, da-
mit nach Dresden eilte und sich dadurch von vorn herein auch
in der Gunst des neuen Kurfürsten festsetzte, der den willkom-
menen Dienst durch Brühls Ernennung zum Inspector sämmt-
licher Staatscassen und bald darauf zum Kabinetsminister für
die Civilangelegenheiten belohnte. Sulkowski's Gunst zu ge-
winnen trat er demselben freiwillig die Oberkämmerercharge ab
und theilte mit ihm das Departement des Auswärtigen; das
der Militärangelegenheiten führte er gemeinschaftlich mit Graf
Wackerbarth = Salmour. So ereignete sich also der seltene
Fall, daß der Günstling des verstorbenen Fürsten auch der
des Nachfolgers blieb.
Sobald jedoch Brühl, der 1737 nach seiner Vermählung
mit einer Gräfin Kolowrat-Krakowska in den Reichsgrafenstand
erhoben worden war, sich stark genug fühlte, bereitete er Sul-
kowski's Sturz mit so viel Behutsamkeit und Hinterlist vor,
daß dieser den Feind in seiner Nähe ebensowenig ahnte wie
früher Hoyhm. Die Königin, welche den Grafen Sulkowski
bitter haßte, weil er ihr keine Einmischung in die Staatsge-
schäfte gestattete, gewann er durch seine Schwiegermutter, die
Oberhofmeisterin derselben, den Gewissensrath des königlichen
Paares, den Jesuiten Guarini 1), körnte er durch Vorspiegelung
von Vortheilen, die er ihm und der katholischen Kirche zuwen-
den werde, versicherte sich der Gunst des österreichischen Hofes,
indem er ihm, wie Friedrich der Große erzählt, durch den
Fürsten Liechtenstein einen Plau Sulkowski's verrieth, nach
welchem sich Sachsen bei des Kaisers Tode Böhmens bemäch-
tigten solle ), und als Sulkowski die Unvorsichtigkeit beging
sich aus Augusts Nähe zu entfernen um das Kommando über
das dem Kaiser nach Ungarn geschickte sächsische Hilfscorps zu
1) „Jui Etait en méme temps unc espece ie favori, de ministre,
de bouffon ct de conlesseur“. Frderic le Grand, Oeuvres (4°)
II, 120.
2) Oeuvres II, 29. 120 sq.