Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1740 
416 Kurfürst Friedrich August I. 
er spann, die Mittel klug vorzubereiten noch sie kräftig durch- 
zuführen; nicht nur der schriftliche Verkehr mit den sächsischen 
Gesandten im Auslande, selbst der mündliche mit den am 
dresdner Hofe accreditirten Gesandten blieb subalternen Beamten 
überlassen ). 
In solchen Händen lag das Schicksal Sachsens, als der 
Tod Kaiser Karls VI., 20. October 1740, und der unmittel- 
bar darauf folgende Angriff Friedrichs II. von Preußen auf 
Maria Theresia, die Erbin der habsburgischen Länder, das 
Zeichen zum Ausbruch jener verhängnuißvollen Kämpfe gab, die 
das europäische Staatensystem umgestalten, das Reich und 
seine Verfassung in ihren Grundfesten erschüttern sollten und 
speciell Sachsen durch den Zusammenstoß der jungen preußischen 
mit der altehrwürdigen habsburgischen Macht auf das unmittel- 
barste berühren mußten. Die politische Ehrlichkeit nicht minder 
als das specielle Interesse Sachsens, dessen Geltung im Reich 
wie in Polen in demselben Maße geschmälert wurde, als 
Preußens Macht anwuchs, hätten Sachsen auffordern sollen, 
nachdem es einmal den Vertrag von 1733 geschlossen hatte, 
für Aufrechthaltung der pragmatischen Sanction einzutreten; 
die in diesem Sinne lautenden Versicherungen des Kur- 
fürsten, das von ihm als Neichsvicar, 17. December 1740, 
an den in Schlesien eingefallenen Friedrich II. erlassene Ab- 
mahnungsschreiben ), der im folgenden Jannar durch den 
1) „Ce ministre ue connaissait que les finesses et les ruses dui 
font la politique des petits princen; double, fanz et capable des actions 
les plus infümes pour se soutenir. C’'eétait Fhomme de ce siecle qui 
avait le plusn d’habits, de montres, de dentelles, de bottes, de souliers 
et de pantonfies: César I’aurait rangé dans lo nombre des ttes si 
bien frinées ct si bien parfuméecs, qu’il ne craignuit guèrc. II fallait 
un prince tel, qu'Auguste II, pour qu'un homme du genre de Bruhl 
püt jouer le röle de premier ministre.“ Fréderic le Grand, Oeuvres 
II, 29. — Selbst die Dauphine fand sich veraulaßt der Gräfin Brühl 
einen Wink zu geben, wie lächerlich sich ihr Gemahl durch seine sybaritische 
Garderobe mache. Archiv f. sächs. Gesch. VII, 100. 
2) Auf der andern Seite hielt Sachsen seinen Widerspruch gegen den 
1724 zwischen Baiern und Pfalz wegen gemeinschaftlicher Führung des 
Reichsvicariats geschlossenen Vergleich aufrecht.
	        
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