Lod Kaiser Karls # 1. 414
Grafen Lynar mit Rußland geschlossene Tractat zur Aufrecht-
haltung der pragmatischen Sauction, Unterhandlungen, welche
mit derselben Macht, den Seemächten und Osterreich im Februar
über die Möglichkeit einer Verkleinerung Preußens gepflogen
wurden, endlich die Mobilmachung der sächsischen Truppen und
deren Aufstellung bei Torgau und Eilenburg 1) schienen sichere
Bürgschaften, daß die sächsische Regierung wirklich diesen Weg
zu gehen entschlossen sei. Sie bewogen den König von Preußen
bei Genthin in der Mark ein Corps zusammenzuziehen und
bestärkten Maria Theresia in der Hoffnung, daß sie auf Sachsens
Freundschaft zählen dürfe. Diesen Erwartungen entsprach jedoch
die fernere Haltung des dresdner Hofes in keiner Weise. Als
sich über der jugendlichen Erbin der österreichischen Länder von
allen Seiten schwere Unwetter aufthürmten und die Basis
ihres Erbfolgerechts, die pragmatische Sanction, gegen die
Sachsen ja schon früher Widerspruch erhoben hatte, bedenklich
zu wanken begann, konnten König August und sein Minister
Brühl nicht länger der Begierde widerstehen, diese Gelegenheit
zur Vergrößerung Sachsens zu benutzen. Selbst die Möglichkeit
die Kaiserkrone mit Frankreichs und Spaniens Beistand zu er-
werben schien nicht ausgeschlossen, auf jeden Fall aber sollte
Sachsens Beistand der Königin von Ungarn, wenn überhaupt
geleistet, um den hüchstmüglichen Preis verkauft werden. Nicht
genug daher, daß August jede aus dem Vertrag von 1733
herzuleitende Verbindlichkeit zur Hilfleistung läugnete, da sich
Sachsen jetzt in dem darin ausdrücklich vorgesehenen Falle be-
finde, seiner Streitkräfte zur Beschirmung der eigenen Grenze
zu bedürfen, verwahrte er sich auch gegen die Erhebung des
Großherzogs von Toscana zum Mitregenten als eine Beein-
trächtigung der Erbrechte seiner Gemahlin und beanspruchte die
böhmische Kurstimme, von deren Führung Maria Theresia als
Frau, ihr Gemahl durch die pragmatische Sanction ausge-
schlossen sei, für sich auf Grund der goldenen Bulle, die
1) Winkler, Die Mobilmachung im Jahre 1740 und 1741, im
Archiv f. sächs. Gesch. VII, 264 ff.
Böttiger, Geschichte Sachsens. 2. Aufl. II, 27