Der zweite schlesische Krieg. 426
Am 13. Mai wurde in einer Verabredung mit OÖsterreich und
England zu Dresden auf Sachsens Antrag die gegenseitige
Kriegshilfe von sächsischer Seite auf 20000, die österreichische
auf 30000 Mann erhöht.
Die Mittheilungen, welche Friedrich II. über diese Ver-
träge erhielt, die ihm hinreichend bekannte feindselige Stimmung
des dresdner Hofes, verbunden mit den siegreichen Fortschritten
der Osterreicher in Baiern, bestärkten ihn in der Überzeugung,
daß er, wolle er nicht den Besitz Schlesiens, ja vielleicht die
ganze Entwickelung seines Staates gefährden, nicht länger ein
müßiger Zuschauer bleiben dürfe. Die frankfurter Union, die
er am 22. Mai 1744 angeblich zum Schutz des keiserlichen
Ansehens mit dem Kaiser, Pfalz, Hessen Kassel schloß und der
auch Frankreich beitrat, war bestimmt, alle den habsburgischen
Kaisertraditionen widerstrebenden Elemente zu einem engen
Bunde unter seiner Führung zu vereinigen. Sachsen lehnte,
wie vorauszusehen, die Einladung zum Beitritt ab.
Am 5. August 1744 ließ der König von Preußen bei
König August, der sich mit Brühl eben in Warschau befand,
und gleichzeitig durch Winterfeld, den Überbringer kaiserlicher
Requisitorialschreiben, in Dresden für seine Truppen als kaiser-
liche Hilfsvölker um freien Durchmarsch durch Sachsen nach-
suchen und führte denselben, ohne sich an die Protestation der
Geheimräthe noch an ihre Bitte, wenigstens das Eintreffen der
königlichen Antwort abzuwarten, zu kehren, vom 11. August an
aus. Zum Glück für das Land war Augusts Befehl sich dem
Durchmarsch mit Gewalt zu widersetzen unausführbar. Noch hatte
Friedrich nicht ganz darauf verzichtet, Sachsen zu sich herüber-
zuziechen, er hoffte die Stärke seines Heeres, der Fall von
Prag werde es einschüchtern, er bot ihm einen Theil von
Böhmen und Mähren, das Fürstenthum Teschen, Beistand
Preußens zur Erblichmachung der polnischen Krone, für Brühl
ein Reichsfürstenthum, für Guarini Aussicht auf den Cardi-
nalshut; allein wenn auch der sächsische Hof der Versuchung
nicht widerstand diese Anerbietungen als Druck auf das wiener
Kabinet zu verwerthen, so war er doch durch Friedrichs Über-
1744